Flexibles, teilautomatisiertes Analysesystem zur Auswertung von Videomassendaten (FLORIDA)

Die zeitnahe Auswertung umfangreicher Videodaten ist in zahlreichen Ermittlungsverfahren für einen erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen von großer Bedeutung. Videodaten können im Rahmen strafrechtlicher Ermittlungen zur Gewinnung von Ermittlungsansätzen, zur Erkennung von Tatzusammenhängen und zur Überführung der Täter genutzt werden. Die Analyse der Videodaten erfolgt derzeit noch weitestgehend manuell, was einen hohen zeitlichen Aufwand mit sich bringt. Häufig ist aber gerade die zeitnahe Auswertung der Videodaten - etwa im Fall terroristischer Anschläge - von zentraler Bedeutung.

Ziel des Verbundprojektes FLORIDA war es, die Effektivität behördlicher Ermittler bei der Sichtung und Analyse der Videodaten wesentlich zu erhöhen. Hierzu wurden Verfahren erforscht, die eine Verdichtung des verfügbaren Videomaterials zu einer interaktiven Rekonstruktion des Tatorts ermöglichen. Dabei fanden Methoden zur Bewegungs-, Objekt-, Personen- und Gesichtserkennung, zur Kopfdetektion und zur Bildsuche Anwendung. Die dahingehenden Arbeiten konnten teilweise an laufende oder bereits abgeschlossene Forschungsprojekte des Bundes sowie der Europäischen Union anknüpfen.

Ziel des rechtswissenschaftlichen Teilvorhabens war insbesondere die Sicherstellung einer rechtskonformen Technikgestaltung und die Untersuchung rechtlich zulässiger Anwendungsszenarien. Die erforschten Verfahren warfen zahlreiche rechtliche Fragestellungen auf. Der polizeiliche Umgang mit Videodaten geht regelmäßig mit Grundrechtseingriffen einher. Insbesondere für technisch fortgeschrittene Analyse- und Auswerteverfahren wurde die Frage untersucht, ob entsprechende Rechtsgrundlagen in den maßgeblichen Gesetzen existieren und wie diese auszugestalten und anzuwenden sind, um verfassungs- und datenschutzrechtlichen Vorgaben zu genügen.

FLORIDA war ein bilaterales Forschungsvorhaben mit deutscher und österreichischer Beteiligung:

Die deutschen Projektpartner (deutsches Konsortium) waren die L-1 Identity Solutions AG (L1S) als deutscher Konsortialführer, das Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB), die Philipps-Universität Marburg (UMar), die Universität Konstanz (UKon), das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen (UTüb) und die Procilon IT-Logistics GmbH (PIL) sowie die Universität Kassel.

Assozierte deutsche Polizeibehörden waren das Bundeskriminalamt (Wiesbaden), die Polizei Baden-Württemberg (Karlsruhe), das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (Stuttgart) sowie die Bundespolizei, Direktion Bundesbereitschaftspolizei (Fuldatal).

Auf österreichischer Seite (österreichisches Konsortium) waren die AIT Austrian Institute of Technology GmbH (AIT) als österreichischer Konsortialführer, die PKE Electronics AG (PKE), das Linzer Institut für qualitative Analysen (LIquA), die Research Institute AG & Co KG (RI) sowie das Bundesministerium für Inneres (BM.I) beteiligt.

Weitere Informationen zum deutschen und zum österreichischen Projektteil.

Projektinfos

Finanzierung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung

Laufzeit:
Dezember 2016 - Februar 2019

Projektverantwortlicher:
Prof. Dr. Gerrit Hornung, LL.M.

Ansprechpartner:
Dr. Stephan Schindler

Projektinfos Österreich

Der österreichische Projektteil ist Teil des KIRAS-Programms zur Sicherheitsforschung

Publikationen