Zur Geschichte der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen

Vor 1900

Neuere Forschungen haben ergeben, daß bereits im 9. Jahrhundert Corveyer Güter im Umfang von vier Hufen in Frankenhausen verzeichnet waren. Daß es sich nicht lediglich um einen kleinen Weiler gehandelt hat, zeigt die Tatsache, daß das Dorf über eine Kirche und einen Friedhof verfügte. Spätestens 1336 wird das Dorf Frankenhausen als "Wüstung" bezeichnet. Dennoch wurden Teile der Gemarkung weiter genutzt. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts befindet sich die Gemarkung als Gut in landgräflichem Besitz und wird seitdem kontinuierlich durch Pächter als landwirtschaftliches Gut bewirtschaftet. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts bildete der Ackerbau noch vor der Schaf- und Milchviehhaltung den Schwerpunkt des Betriebes. Nach 1870 wurde der Bestand an Milchkühen erheblich aufgestockt, so daß die Herde zur Versorgung der nahegelegenen Stadt Kassel mit Milch und Frischprodukten bald auf 100 Tiere angewachsen war. Etwa um die gleiche Zeit stellte der Beginn des Zuckerrübenanbaus einen Meilenstein in der Umgestaltung der Produktionsverhältnisse dar. Die Intensivierung durch Rüben- und Kartoffelanbau führte zu einer erhöhten Nachfrage nach Arbeitskräften, so daß die Domäne gegen Ende des Jahrhunderts neben ca. 40 Saisonarbeitskräften 30 Menschen einen ständigen Wohn- und Arbeitsort bot.

Im 20. Jahrhundert

gewann der Betrieb zusätzliche Bedeutung als Ausbildungsbetrieb in Land- und Hauswirtschaft. Bis Mitte der 70er Jahre die Vorzugsmilcherzeugung sowie die Schaf- und Zuchtsauenhaltung aufgegeben wurde, war die Domäne ein belebter und vielseitiger landwirtschaftlicher Betrieb, der durch seine Vermarktungsstrukturen eng mit dem Leben der Region verflochten war. Von dieser Zeit an wurde der Betrieb als viehloser Intensivbetrieb von 3 Arbeitskräften mit den Schwerpunkten Getreidesaatguterzeugung und Zuckerrübenanbau bewirtschaftet und zählte ertraglich zu den Spitzenbetrieben der Region. Zuletzt befanden sich Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Zuckerrüben und gelegentlich Hafer im Anbau, wobei z.B. bei Winterweizen Spitzenerträge von bis über 100 dt/ha erzielt wurden. Mit der Verarmung der Fruchtfolge und der Spezialisierung des Betriebes wurden nicht nur Strukturelemente und naturnahe Flächennahmen reduziert, sondern es nahmen auch die sozialen, wirtschaftlichen und kommunikativen Verbindungen zur Umgebung der Domäne kontiniuierlich ab; der Betrieb war der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. In diesem Zustand wurde die Domäne im Juli 1998 von der Universität Kassel übernommen.

Erforschung der Geschichte

Im Forschungsprojekt zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Frankenhausen des Fachgebietes Agrargeschichte (Prof. Troßbach, Fachbereich 11) und des Fachgebietes Geschichte (Prof. Wunder, Fachbereich 5) wurde die Geschichte unter vielerlei Fragestellungen intensiv erforscht.