Tierhaltung auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen

Vorgeschichte

Die Tierhaltung hat eine lange Tradition in Frankenhausen. Seit 1831 wurde der Viehbestand in den kurfürstlichen Akten in Marburg festgehalten. 1873 wurden zum Beispiel 12 Pferde, 100 Stück Rindvieh, 300 Schafe und einige Schweine gehalten. Mit den Schafen erfolgte eine Nutzung von armen Grünlandflächen (‚Trieschflächen‘). 1896 war eine Aufstockung der Zugtiere festzustellen (24 Pferde und 16 Zugochsen). Ferner waren 3 Zuchtbullen angeschafft und eine Milchviehherde mit 30 Kühen aufgebaut worden. Der Schaf- und Schweinebestand veränderte sich kaum. 1899 wurde ein massives Gebäude neu errichtet, in dem neben Pferden auch in 2 Ställen Schweine in zweireihiger, dänischer Aufstallung gehalten wurden (je 16 Buchten à ca. 18 m²). Während des 2. Weltkrieges wurden zum Beispiel 300 Schweine gehalten.

In den 20-er oder 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Betrieb auf Vorzugsmilch umgestellt. Die Kühe wurden bis zum Ende des 2. Weltkrieges ganzjährig im Stall gehalten. Nach Auflösung der Allmendeflächen wurde damals die Fütterung im Stall empfohlen, um die Milchleistung zu steigern. Die Milchviehhaltung wurde dann 1971 aufgegeben, da etliche Einzelhandelsgeschäfte in Kassel geschlossen hatten und sich damit der Absatz der Vorzugsmilch verminderte. Die Schafherde bestand noch bis 1976 fort. Seitdem wurde die Domäne viehlos bewirtschaftet.

Universität Kassel

Mit der Übernahme der Domäne durch die Universität Kassel begannen Überlegungen, die Tierhaltung wieder aufzunehmen. Dabei sollte nicht nur eine Lehr- und Forschungsressource für die Nutztierwissenschaften des Fachbereiches Ökologische Agrarwissenschaften geschaffen werden, sondern auch das in der Fruchtfolge anfallenden Futter sinnvoll verwertet und eine Kreislaufwirtschaft zwischen Boden, Pflanze und Tierhaltung ermöglicht werden.

Rinderhaltung

Als Rinderrasse wurde das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind gewählt, eine ursprünglich in dieser Region beheimatete, vom Aussterben bedrohte Zweinutzungsrasse. Für die Ausmast der männlichen Kälber ist das Schwarzbunte Niederungsrind als Zweinutzungsrind besonders interessant.

Mit Hilfe zahlreicher Sponsoren (Stiftungen, Firmen und Privatpersonen) konnten ca. 100 Jungtiere in Ostfriesland, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Hessen gekauft werden. Es werden mehrere Deckbullen gehalten, die aus eigener Nachzucht kommen oder zugekauft werden. Die Kälber werden nicht enthornt.

Seit Juni 2001 werden die Kühe im neu errichteten Milchviehstall gemolken. Es handelt sich um einen Laufstall für 100 Tiere. Der Stall hat je zur Hälfte Liegeboxen und Tiefstreu, die Laufgänge sind planbefestigt, alle Tiere haben Zugang zum Laufhof. Es können vier Leistungs- oder Versuchsgruppen gebildet werden. Der Stall liegt in direkter Nachbarschaft zu den Grünlandflächen, um Weidegang zu ermöglichen. Gemolken wird in einem Doppel-Sechser-Fischgrätenmelkstand mit System Happel und automatischer Milchmengenmessung. Die Milch wird als Biomilch über die Upländer Bauernmolkerei in Usseln vermarktet.

Die Nachzucht wird in einem Ende 2007 neu errichten Offenfrontstall in Gruppenbuchten auf Tiefstreu gehalten.

Legehennen

Die 670 Legehennen werden in zwei Stallsystemen gehalten: Den Sommer verbringen sie in einem selbstentwickelten Mobilstall auf einer Feldfutterfläche, im Winter haben sie ihren Stall in einem frostsicheren Altgebäude.
Auch hier fiel die Wahl auf eine Zweinutzungsrasse, um einen ethischen Umgang mit Tieren beiderlei Geschlechtes in der Hühnerhaltung zu ermöglichen.