08.10.2025 | Porträts und Geschichten

Was mich antreibt - Brenda Miseh Agidi

Kasseler Promovierende und ihre Themen: Schadstoff-Filter für das Niger-Delta

Brenda Miseh Agidi (37)Bild: Vanessa Laspe.
Brenda Miseh Agidi (37)

Seit Beginn der Ölförderung 1958 ist das Niger-Delta durch Lecks, Diebstahl und Sabotage massiv mit Rohöl belastet. Verseuchte Felder und verschmutzte Flüsse haben Landwirten und Fischern ihre Existenz genommen. Heute gilt die Region als eine der am stärksten mit Schadstoffen kontaminierten Regionen der Welt. Besonders gefährlich sind Blei und Benzol. Diese hochgiftigen Substanzen schädigen dauerhaft die Gesundheit der Menschen und ihre Umwelt. In vielen Haushalten riecht sogar das Wasser aus dem Hahn schon nach Öl. 

Meine Doktorarbeit im Fachgebiet Hydrogeologie beginnt mit der Bestandsaufnahme der Schadstoff-Belastung: Ich erhebe vor Ort Daten, um zu verstehen, wie viel Blei und Benzol überhaupt im Grundwasser vorhanden ist. Dabei berücksichtige ich Faktoren wie Regenmengen, Bodeneigenschaften und die Struktur des Grundwasserleiters. So kann ich modellieren, wie sich die Schadstoffe auf natürlichem Wege abbauen würden – ein entscheidender Schritt, um geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln. 

Im zweiten Teil meiner Arbeit geht es um konkrete Lösungen. Ich experimentiere mit Filtermaterial aus speziellen Naturmaterialien, die als Abfallprodukt in Nigeria in großen Mengen anfallen. Sie sind vor Ort verfügbar, werden bislang kaum genutzt und könnten die Basis für einen günstigen Filter sein, der direkt in den Haushalten Schadstoffe aus Leitungs- und Brunnenwasser entfernt. Damit könnte die Bevölkerung sauberes Trinkwasser selbst herstellen. 

Mein Forschungsprojekt wird vom Petroleum Development Trust Fund in Nigeria gefördert. Das schränkt meine Arbeit inhaltlich nicht ein. Vielmehr bin ich dankbar, dass die Industrie hier zumindest einen Beitrag leistet, um die massiven Schäden einzugrenzen.

Mich motiviert, dass meine Forschung nicht nur theoretisch bleibt, sondern ganz konkret das Leben von Menschen vor Ort verbessern könnte. Ich hoffe, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Niger-Deltas oder anderswo eines Tages wieder selbstverständlich Zugang zu sauberem Wasser haben – für ihre Familien, ihre Felder und ihre Zukunft.

Dieser Beitrag erschien im Universitäts-Magazin publik 2025/3. Text: Vanessa Laspe.