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04.11.2025 | Campus-Meldung

Sexualisierte Gewalt durch Pfarrer: EKKW veröffentlicht Studie der Universität

„Wir tun alles, was in unserer Macht steht, damit Menschen uns berechtigt vertrauen können. Die vorliegende Studie unterstützt uns dabei, typische täterschützende Strukturen aufzudecken und zu verändern. Sie ist ein Teil unseres entschlossenen Einsatzes gegen sexualisierte Gewalt.“ Mit diesen Worten reagiert die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, auf die Ergebnisse eines Forschungsprojektes der Universität Kassel, das die Landeskirche 2023 in Auftrag gegeben hatte. Die Studie unter dem Titel „Sexualisierte Gewalt durch einen hessischen evangelischen Gemeindepfarrer in den 1980er Jahren“ wurde am heutigen Dienstag (4. November) vorgestellt.

Drei Frauen auf dem Podium.Bild: medio.tv/Socher
Bei der Pressekonferenz: Fanny Petermann (vl.), Prof. Dr. Theresia Höynck und Prof. Dr. Mechthild Bereswill.

Ausgangpunkt des Forschungsprojektes waren Übergriffe durch einen Pfarrer der EKKW, der 2022 von einem kirchlichen Gericht wegen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen in den 1980er-Jahren verurteilt worden war, was den Verlust der bestehenden Versorgungsansprüche und ein Tätigkeitsverbot in der evangelischen Kirche bedeutet. Disziplinarrechtlich ist der Fall abgeschlossen, der Landeskirche war indes an einer systemischen Aufarbeitung aus unabhängiger wissenschaftlicher Perspektive gelegen.  

Wissenschaftlerinnen führten 27 Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen

Die Studie fragt nach Ermöglichungsbedingungen sexualisierter Gewalt und dabei insbesondere nach täterschützenden Strukturen und Mechanismen, erläuterten die Projektleiterinnen Prof. Dr. Mechthild Bereswill und Prof. Dr. Theresia Höynck von der Universität Kassel. Sie stellten zentrale Befunde gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Fanny Petermann und Stella Schwarz vor. 

Die Forscherinnen hatten 27 Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen geführt und Zeitdokumente ausgewertet. Sie beschrieben das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, in deren Kontext sexualisierte Gewalt möglich wurde: die gesellschaftlichen Entwicklungen der späten 1970er- und 1980er-Jahre, die Reform- und Aufbruchsstimmung, der Wandel innerhalb der Kirchengemeinde, konkrete Veränderungen in der Konfirmanden- und Jugendarbeit, die Rolle von Pfarrpersonen, die Bedeutung von Gerüchten bis hin zu Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen.

Hinweis: Öffentliche Veranstaltung zur Studie am 18. November

Interessierte haben am 18. November, 18 Uhr, die Möglichkeit, sich über die Studie zu informieren. Bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Neuen Denkerei in Kassel (Friedrichsstraße 28) werden die Wissenschaftlerinnen die Studienergebnisse vorstellen und einordnen. An dieser Veranstaltung beteiligen sich Bischöfin Dr. Hofmann, Prälat Burkhard zur Nieden und Sabine Kresse, die Leiterin der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der EKKW. Eine wissenschaftliche Tagung zum Thema folgt. 

 

Information: Die Studie der Universität Kassel, die ausführliche Stellungnahme der Bischöfin, Berichte zum Altfall sowie weitere Informationen befinden sich hier:

https://www.ekkw.de/kirche/aktuell/studie-zur-sexualisierten-gewalt-in-einer-kirchengemeinde
EKKW Website: Missbrauchsfall in Fuldatal in den 1980er-Jahren

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