Personalia
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Der ZEIT-Verlag hat Dr. Ina Sieber von der Universität Kassel als Zia-Fellow 2025 aus über 400 Bewerbungen ausgewählt. Damit ist sie die erste Wissenschaftlerin der Universität, die in das Förderprogramm aufgenommen wurde. Das einjährige Fellowship-Programm „Zia – Visible Women in Science“ fördert 25 herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen aus verschiedenen Disziplinen. Ziel der Initiative ist es, wissenschaftliche Leistungen von Frauen stärker ins Licht zu rücken, den interdisziplinären Austausch zu fördern und junge Forscherinnen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung voranzubringen.„Die Aufnahme in das Zia-Fellowship ist eine besondere Anerkennung meiner Arbeit als Wissenschaftlerin für Mensch-Umwelt-Interaktionen am Kassel Institute for Sustainability“, sagt Sieber. „Das Programm bietet mir die Möglichkeit, neue Impulse für meine Forschung zu gewinnen. Gleichzeitig möchte ich dazu beitragen, Wissenschaftlerinnen zu vernetzen und ihre Stimmen im akademischen Raum weiter zu stärken.“
Die 35-jährige Umweltsozialwissenschaftlerin forscht zu nachhaltiger Entwicklung, Mensch-Umwelt-Beziehungen und der Frage, wie Natur und Gesellschaft gemeinsam resilient gestaltet werden können. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Beteiligungsprozessen, Ökosystemleistungen, Klimaanpassung und naturbasierten Lösungen in der Raumplanung. Dabei verbindet sie Wissenschaft, Praxis und Politik und leistet einen wichtigen Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation. Seit Juli 2025 berät Sieber zudem die Bundesregierung zu Umweltthemen als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Sachverständigenrat für Umweltfragen und hat bereits beratend für die Europäische Kommission und die GIZ gearbeitet. Mit Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften Ecosystem Services und Regional Environmental Change sowie Zitierungen durch IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist ihre Forschung auch international sichtbar.
Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sich Sieber aktiv für Gleichstellung in der Wissenschaft. In diesem Jahr war sie Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte am Kassel Institute for Sustainability. „Programme wie Zia sind essenziell, um wissenschaftliche Karrieren von Frauen zu fördern, vielfältige Perspektiven in Forschungsprozesse einzubringen und Strukturen zu schaffen, die einer nächsten Generation von Forscherinnen echte Entwicklungschancen bieten“, betont sie.
Auch Dr. Sarah Wedde, Geschäftsführerin des Kassel Institute for Sustainability, verweist auf die Bedeutung der Auszeichnung: „Wir freuen uns sehr, dass mit Ina Sieber eine herausragende Forscherin des Kassel Institute for Sustainability als Visible Woman in Science 2025/26 im Rahmen des ZIA Fellowships von DIE ZEIT ausgewählt wurde. Das zeigt, wie relevant und zukunftsweisend Nachhaltigkeitsforschung ist. Am Kassel Institute arbeiten wir daran, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam zu transformieren – denn echte Nachhaltigkeit bedeutet auch, das Wissenschaftssystem selbst zu verändern. Frauen* sind in der Forschung noch immer unterrepräsentiert – umso wichtiger ist es, Sichtbarkeit und Chancengleichheit zu stärken.“
Das Zia-Fellowship 2025/26 umfasst Workshops, Mentoring und vielfältige Vernetzungsformate. Es bietet den Fellows sowohl fachliche Weiterqualifizierung als auch öffentliche Plattformen, um Forschungsinhalte zu vermitteln, wissenschaftliche Themen in gesellschaftliche Diskussionen zu tragen und langfristig Reichweite und Wirkung ihrer Arbeit zu erhöhen.
Dr. Camilla S. Haake ist Juristin, Post-Doc-Wissenschaftlerin und Habilitandin am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR) in Wien und zur Zeit als Gastwissenschaftlerin am Kassel Institute for Sustainability am Fachgebiet Just Transitions tätig.
Im Rahmen der Programmlinie „Nachhaltigkeit, Entwicklung, Wirtschaft, Soziales“ forscht sie vorwiegend zu gesellschaftlich relevanten Menschenrechtsthemen in den Bereichen Wirtschaft und Umwelt; ab Juli 2025 wird sie die Programmlinie leiten.
Wie ergänzt das Fachgebiet Just Transitions des Kassel Institute for Sustainability (KIS) Ihre Forschung am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR) und umgekehrt?
Als Wissenschaftlerin am LBI-GMR forsche ich derzeit v.a. zu Schnittstellenthemen der Bereiche Menschenrechte und Wirtschaft einerseits und Menschenrechte und Umwelt andererseits; meine Habilitation beschäftigt sich mit den „Rechten der Natur“. Über dieses Thema bin ich auf die Arbeit des Fachgebiets „Just Transitions“ aufmerksam geworden; es stellte auch den Anlass für meinen Forschungsaufenthalt dar.
Durch diese geteilte Expertise kann ich in Diskussionen mit Forscher:innen des Fachgebiets Just Transitions einen Beitrag leisten – nicht zuletzt mit Blick auf die Bedeutung der Menschenrechte in einer globalisierten Welt – und profitiere im Gegenzug von einem Austausch von Perspektiven und dem hohen wissenschaftlichen Anspruch des Teams um Prof. Dr. Andreas Fischer-Lescano.
Was nehmen Sie nach Ende Ihres Forschungsaufenthalts am KIS mit zurück nach Wien?
Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, drei Monate als Gastwissenschaftlerin am Fachgebiet Just Transitions des KIS zu verbringen. Im Anschluss daran werde ich viel neue Inspiration für die Forschungsarbeit meiner Programmlinie „Nachhaltigkeit, Entwicklung, Wirtschaft, Soziales“ am LBI-GMR in Wien mitnehmen. Dort befassen meine Kolleg:innen und ich uns mit menschenrechtsbezogener Forschung zu nachhaltigkeitsrelevanten Themen, die sich durch sehr komplexe rechtliche wie faktische Zusammenhänge und hohe gesellschaftliche Relevanz auszeichnen, ähnlich also wie das nachhaltigkeitsbezogene Forschungsportfolio des KIS. Zum Beispiel haben wir Anfang 2025 ein Forschungsprojekt zum Thema „Audits und Zertifizierungen im Kontext menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten von Unternehmen“ erfolgreich abgeschlossen (mehr Informationen zum Projekt unter: gmr.lbg.ac.at/forschung/forschungsprojekt-inklusive-erstellung-einer-studie-zu-audits-und-zertifizierungen-im-kontext-menschenrechtlicher-und-umweltbezogener-sorgfaltspflichten-von-unternehmen/).
Außerdem bietet mir der Forschungsaufenthalt am KIS die Möglichkeit, mein Wissen zum Thema „Rechte der Natur“ zu erweitern und wissenschaftliche Konzepte und Thesen im Gespräch mit den anderen Wissenschaftler:innen zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
Was fasziniert Sie an Ihrer Forschung zum Thema „Rechte der Natur“?
Die „Rechte der Natur“ faszinieren mich wegen der Vielfalt der damit zusammenhängenden und im Rahmen rechtswissenschaftlicher Forschung zu adressierenden – und teilweise dogmatisch hochrelevanten – Themen. Für und Wider subjektiver Eigenrechte, Rechtsfähigkeit und -berechtigung von nicht-menschlichen Entitäten, Formen der Stellvertretung, Chancen und Risiken der Ableitung von „Rechten der Natur“ aus bestehenden menschenrechtlichen Gewährleistungen, Fragen der Integrationsfähigkeit ökozentrischer Belange in anthropozentrisch geprägte Rechtsordnungen und der Weiterentwicklung von Recht anhand gesellschaftlicher Bedarfe sind nur einige der Problemstellungen, die im Kontext dieses komplexen Themas von Relevanz sein können. Nicht zuletzt das große Engagement diverser zivilgesellschaftlicher Organisationen für die Anerkennung der Natur als Rechtsperson und originärer „Rechte der Natur“ auch in (kontinental-)europäisch geprägten Rechtsordnungen wie Deutschland oder Österreich, aber auch die daraus resultierenden kontroversen Diskussionen zeigen den großen Forschungsbedarf in diesem Bereich. Ich freue mich über die Chance, mit meiner Forschung zu einem gehaltvollen (rechtswissenschaftlichen) Diskurs in diesem Bereich beitragen zu können.