Dr. Paul Reszke

Wissenschaftlicher Mitarbeiter


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34125 Kassel
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Paul Reszke hat Germanistik, Philosophie und Psychologie in Kassel studiert und sein Magisterstudium 2009 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit zu „Erzählstrategien und Erinnerungstheorien in W. G. Sebalds ‚Austerlitz’“ beendet. Die Promotion erfolgte als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich Sprachwissenschaft/Sprachgeschichte unter Betreuung von Andreas Gardt zum Thema „Wissensdynamik in der Mediengesellschaft  – Der Diskurs über Schulamokläufe“. Darin wird an einem konkreten kommunikativen Ereignisfeld zwischen 1999 und 2010 die pressemediale Debatte über ein breit diskutiertes Phänomen untersucht, um herauszuarbeiten, wie aus Sprache Wissen und letztlich auch gesellschaftliches Handeln wird. Durch den gewählten Untersuchungszeitraum werden gleichzeitig die Anfänge des Online-Journalismus mitverhandelt.

 

Ausgehend von der Dissertation geraten auch weiterführende Themenfelder der Gegenwartskommunikation und des Austausches von Wissen kollaborativ in den Blick, beispielsweise mit dem Philosophen und Wissenschaftstheoretiker Martin Böhnert das Denk- und Argumentationsmuster hinter der Verwendung des Wortes „plausibel“ (und verwandter Begriffe); das in Popkultur (immer mit)verhandelte Wissen (beispielsweise über Genderkonzepte); oder mit einer transdisziplinären Forschungsgruppe zum Thema Klimawandel aus geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

 

Seit 2016 beschäftigt er sich mit der Schnittstelle von Sprache und Wissen im Umfeld von Kunstausstellungen, insbesondere der documenta. Aktuell läuft unter Betreuung von Liliana Gómez und Andreas Gardt das Pilotprojekt „Wissen durch Kommunikationsroutinen – Analysen am Beispiel der documenta 15“, in dem über 100 Personen in Interviews auf Englisch und Deutsch über mitgebrachtes und mitgenommenes Wissen zur documenta fifteen erzählend Auskunft gegeben haben. Die gesammelten Daten werden interaktionslinguistisch – das heißt mit besonderem methodischen Fokus auf die Vielschichtigkeit mündlicher Kommunikation – aufbereitet und analysiert. Auf Basis dieses Projekts wird aktuell eine breitere Untersuchung mit einer analogen Ausrichtung für die documenta 16 (2027) vorbereitet. Die differenzierte Wahrnehmung der Kunst durch ein globales und diverses Publikum lässt sich – so die Annahme – vor allem anhand der multimodalen (etwa mimischen, gestischen, kontextgebundenen) face-to-face-Interaktion greifbar machen und für weitere und differenziertere Forschung an der Schnittstelle von Kunst und Gesellschaft fruchtbar machen.

 

Gegenwärtig entsteht ein Aufsatz mit Tamara Bodden zur sprachlichen Aushandlung von Vertrauen zwischen Politik, Ökonomie und Kunst am Beispiel der documenta-Ausstellungen 14 und 15 (erscheint Anfang 2024). Hier zeigt sich, inwiefern der linguistische Blick auf Vertrauenskommunikation an der Schnittstelle verschiedener gesellschaftlicher Funktionsbereiche Erkenntnisse über Dialog(un)möglichkeiten in der Gegenwart eröffnet.

Mit Valentina Roether und Felix Böhm entsteht eine Sonderausgabe der sprachwissenschaftlichen Zeitschrift Aptum zum Thema „#Klima“. Darin soll erstens der aktuelle Stand der linguistischen Forschung zu Kommunikation auf Social Media dokumentiert und ausgeweitet werden. Zweitens soll dadurch der digitale Raum, in den zentrale gesellschaftliche Debatten z.B. zu Umwelt und Nachhaltigkeit zunehmend rücken, in seiner Komplexität sowie seiner positiven und negativen Potenzialität vermessen werden (erscheint Mitte 2024).