Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2014/15

Seminar

Dienstag: 16-18 Uhr
Moritzstraße 21-25 Systembau 1 - Raum 0107
BA HF Modul 5, BA NF Modul 3, L3 Modul 5, L2 Modul 6
Beginn: 21. Oktober 2014

Tierschutz wird allgemein und fälschlicherweise als ein Phänomen der Gegenwart betrachtet. Dabei lassen sich tierschützerische Ideen und Anfänge einer Tierethik bis in die Antike zurückzuverfolgen. Als eine Soziale Bewegung ist der Tierschutz indes ein Erscheinung der Neuzeit und hier vor allem des 19. Jahrhunderts.

In diesem Seminar wollen wir uns schwerpunktmäßig mit der Entwicklung dieser Bewegung beschäftigen, ihre sozialen und politischen Hintergrunde beleuchten und sie im Hinblick auf ihren Einfluss in der Vermittlung und der Veränderung von Tier-Mensch-Verhältnissen untersuchen.

Grundlage der Auseinandersetzung wird eine quellendichte Analyse der Tierschutzbewegung(en) im 19. und 20. Jahrhundert sein. Anhand des zu analysierenden Quellenmaterials, das Mithilfe von Sekundärliteratur in Kontext gesetzt wird, sollen zentrale Themen und Entwicklungen des Tierschutzes aufgeblättert werden: Schutz von Haus- und Wildtieren, Diskussionen über Tierversuche und Vegetarismus, die Tiere in der Nutztierhaltung. Dabei sollen immer auch die historisch-politischen Nebenschauplätze, also der Zusammenhang besprochen werden. Fragen, die wir uns stellen wollen sind etwa, welchen Eindruck politische Regime auf die Artikulation des Tierschutzes gehabt haben und wie sich dies manifestierte. Wir wollen uns zudem anschauen, inwieweit Argumentationen der Bewegung auf historische Vorgänger zurückfallen und wo sich die Bewegung in den letzten 200 Jahren fundamental geändert hat.

Das Seminar ist weiterhin praxisorientiert: Aufgabe der Teilnehmer_innen wird es sein, in den Archiven der Stadt und des Landes Quellen zum Tierschutz zu finden und diese zu präsentieren. Dazu werden wir eine virtuelle Veröffentlichungsplattform schaffen.

Ziel des Seminars ist, die Geschichte der Tierschutzbewegung rezipieren, Quellen einordnen und kontextualisieren zu können. Gleichsam sollen die Teilnehmer_innen in die Lage versetzt werden, Aussagen über sich verändernde Tier-Mensch-Verhältnisse am Beispiel des organisierten Tierschutzes machen zu können.

Literatur:

Kathleen Kete, Animals and Ideology: The Politics of Animal Protection in Europe, in: Nigel Rothfels (Hg.), Representing Animals, Bloomington 2002, S. 19-34.

Amir Zelinger und Frank Uekötter, Die feinen Unterschiede: Die Tierschutzbewegung und die Gegenwart der Geschichte, in: Herwig Grimm und Carola Otterstedt, Das Tier an sich: Disziplinenübergreifende Perspektiven für neue Wege im wissenschaftsbasierten Tierschutz, Göttingen 2012, S. 119–134.

Pascal Eitler, Ambivalente Urbanimalität: Tierversuche in der Großstadt (Deutschland 1879-1914), in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte, 2 (2009), S. 80-93.

Ergebnis des Seminars:
https://mahara.uni-kassel.de/mahara/view/groupviews.php?group=287

Seminar

Mittwoch 8-10 Uhr
Georg-Forster-Str. 3 - Raum 3204
MA Europäische Geschichte Modul 1: Lektürekurs; L3 Modul 8.
Beginn: 22.10.2014.

Dieses Seminar ist eine Einführung in die historischen Human-Animal Studies, die mit Fokus auf die historischer Dimension der Wirkmächtigkeit von Tieren auch einfach »Tiergeschichte« genannt werden. Entsprechend wollen wir uns mit den neuen Konzeptionen von »Animal history« bzw. »Tiergeschichte« beschäftigen und analysieren welchen unterschied diese Ausrichtung zu einer herkömmlichen Erwähnung des Tieres in der Geschichte hat. Diskutiert werden soll also, wie sich der »Animal Turn« in der Geschichtswissenschaft niedergeschlagen hat.

Fragen, die aufgeworfen werden sollen, sind, ob es überhaupt möglich ist, Tiergeschichte zu schreiben und welche Konsequenzen sich aus einer Tiergeschichtsschreibung für die Schreibung menschlicher Geschichte ergeben. Sind Tiere historische Akteure und wie können wir dies adäquat wiedergeben? Dabei werden wir sowohl theoretische Konzepte betrachten wie auch empirische Umsetzungen analysieren, um den Blick für das Tier in der Geschichte zu schärfen und gleichzeitig die Relevanz theoretischer Konzepte für die Geschichtsschreibung zu betrachten

Wie wir sehen werden, ist Tiergeschichte als eine Erweiterung und Verlängerung der Kultur-, Sozial-, und Umweltgeschichte zu verstehen, weshalb es wichtig sein wird, uns auch mit den konzeptuellen und inhaltlichen Ausrichtungen dieser historischen Subdisziplinen zu beschäftigen.

Ziel des Seminars ist, grundlegende Aspekte der Tiergeschichte rekapitulieren und anwenden zu können und die Teilnehmer_innen in die Lage zu versetzen, die Relevanz theoretischer Konzepte für die Geschichtsschreibung zu erkennen und in Zusammenhang bringen zu können.

Lektüre:

Hilda Kean, Challenges for Historians Writing Animal-Human History: What is Really Enough? in: Anthrozoos, Vol. 25 (2012) Supplement ‘Issues in Anthrozoology’, S. 57-72.
    
Erica Fudge, »A Left-Handed Blow«: Writing the History of Animals, in: Nigel Rothfels (Hg.), Representing Animals, Bloomeington 2002, S. 3-18.

Aline Steinbrecher, Auf Spurensuche. Die Geschichtswissenschaft und ihre Auseinandersetzung mit den Tieren, in: Westfälische Forschungen, H. 62 (2012), S. 31-50.

Mieke Roscher, Where is the Animal in this Text? Chancen und Grenzen einer Tiergeschichtsschreibung, in: Chimaira Arbeitskreis (Hg.), Human-Animal Studies: Über die gesellschaftliche Natur von Tier-Mensch-Verhältnissen, Bielefeld 2011, S. 121-150.

Ergebnis des Seminars ist der Wikipedia-Artikel über Tiergeschichte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tiergeschichte