Handlungsfeld II: Professionalisierung der didaktischen Qualität der Lehre

Eine kontinuierliche Verbesserung der didaktischen Qualität der Lehre durch eine weitere Professionalisierung war ein weiteres zentrales Anliegen der Universität Kassel. Schon vor der Förderung aus dem Qualitätspakt Lehre bestehende Angebote konnten dank der Förderung ausgebaut und verstärkt werden.

Die Fortentwicklung didaktischer Qualitäten der Lehre unterstützte Studienmotivation, Studienerfolg und eine erfolgreiche Vorbereitung der Absolventinnen und Absolventen für den Beruf oder die weitere wissenschaftliche Qualifikation. Ziel war es, die Lehrenden bei ihrer didaktischen Professionalisierung zu unterstützen und forschendes wie auch praxisorientiertes Lernen als besondere Qualitätsmerkmale der Lehre verstärkt zu fördern. Speziell im wirtschafts- und technikwissenschaftlichen Bereich konnte in der 1. Förderphase durch Angebote forschenden Lernens die motivierende Wahrnehmung eigener Kompetenzen erhöht werden. Weiterhin vertieften Studierende durch sogenannte Service Learning-Seminare ihr universitäres Lernen durch die Bearbeitung realer gemeinwohlorientierter Aufgaben.

Ein weiterer Ansatz lag in der Verstärkung der an der Forschungspraxis orientierten Ausbildung in den Methoden der empirischen Sozialforschung in zahlreichen sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen bzw. Studienelementen. Neben Studienmotivation und Kompetenzerwerb ging es hier um die Steigerung des Interesses an einer wissenschaftlichen Vertiefung im Masterstudium. Der dritte didaktisch wichtige Aspekt war – gemäß dem Leitbild der Universität Kassel – die Nähe der Lehre zur beruflichen Praxis und damit der in das Studium eingebundene Erwerb von Praxiserfahrungen. Ein vierter Aspekt war die verstärkte Nutzung didaktischer Potenziale durch den Einsatz neuer Medien in Prüfungen und in der Präsenzlehre.

Mit dem Ziel der Professionalisierung der Lehre bietet das Servicecenter Lehre (SCL) als zentrale Einrichtung der Hochschule ein umfangreiches und ausdifferenziertes hochschuldidaktisches Weiterbildungsprogramm an.

Ausgerichtet war die Maßnahme auf die Verstärkung und die Verbreiterung der dort erbrachten Angebote.

  • Schwerpunkt für die zweite Phase war eine Konzentration auf bewährte Angebote, um durch eine Überarbeitung und konzeptionelle Weiterentwicklung bzw. Neuausrichtung das an den wissenschaftlichen Nachwuchs gerichtete hochschuldidaktische Weiterbildungsprogramm LLukas (Lehr-Lernkompetenten Universität Kassel) quantitativ zu erweitern, qualitativ zu optimieren und besser zu kommunizieren.
  • Durch ein Monitoring der Workshop-Biografien konnten zahlreiche Teilnehmende an Llukas gezielt beraten werden. Teilnehmende wurden gezielt bei der Erlangung von Modulabschlüssen unterstützt. Hierdurch wurden Beiträge zur Entwicklung der Lehrqualität und die Motivation der Lehrenden für die Lehre geleistet.
  • Auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurden ein Online-Schulungsangebot für digitale Medienentwickelt sowie eine hochschuldidaktische Online-Methodendatenbank aufgebaut.
  • Veranstaltungen zur Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren (ProTutorium) ergänzten das Angebot.
  • Zudem wurden Lehrende bei der Erstellung von Lehrportfolios sowie zur Zentralen Lehrförderung der Hochschule beraten.

Die Qualität der Lehre konnte sich seit Beginn der Förderung positiv entwickeln. In der Bachelorbefragung 2015 bewerteten beispielsweise die Studierenden die Fähigkeit der Lehrenden, Inhalte gut zu vermitteln, deutlich besser als 2010. 2020 blieb der Wert gegenüber 2015 stabil.

Mit dem Portal Gute Lehre entwickeln konnte Ende 2019 ein Informationsangebot an den Start gehen, das das hochschuldidaktische Angebotsspektrum in neuer Form bündelt und eine Schnittstelle zu landes- und bundesweiten Angeboten darstellen kann. Die Umsetzung der mit Hilfe der Förderung erweiterten und etablierten Angebote wird im Rahmen der Strukturen des Servicecenters Lehre sichergestellt.

Ziel der Maßnahme war es, durch die Bereitstellung von Mitteln und Beratung Lehrangebote zu ermöglichen, die durch eine Stärkung des Forschungs- bzw. Projektbezugs in der Lehre fachspezifische akademische und berufsqualifizierende Kompetenzen vermitteln.

Die in der ersten Förderphase durchgeführten Veranstaltungen zur Entwicklung forschungsbezogener hochschuldidaktischer Konzepte fanden eine positive Resonanz. Durch eine Beteiligung von Studierenden an Forschungsprojekten konnten Anwendungsbezüge von Grundlagen- und Methodenwissen gezeigt und neben der selbständigen Lernerfahrung die Kompetenzentwicklung im Hinblick auf Teamarbeit, Methodentransfer und problemorientiertes Arbeiten unterstützt werden. Dieser Maßnahmenteil war im Servicecenter Lehre verortet.

Seit Ende der ersten Phase zielte die Maßnahme darauf ab, didaktische Potentiale von Service Learning zu erschließen und diese Lehrform auch auf die naturwissenschaftlich-technischen bzw. wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge auszudehnen. Hierzu wurden die vor allem in den geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern entwickelten Methoden der Implementierung und Didaktik des Service Learning transferiert. Eingebettet in curriculare Lehrveranstaltungen setzen Studierende praktische Projekte um, die dem Gemeinwohl dienen. Durch Projektlernen werden Anwendungsbezüge verdeutlicht und selbstständige Lernerfahrungen sowie Kompetenzentwicklung unterstützt. Didaktische Ziele wie die Stärkung von Team- und Projektkompetenz, interdisziplinäre Problemlösungsfähigkeit, Berufsqualifizierung und Stärkung der Studienmotivation stehen im Mittelpunkt. Die Maßnahme trug dazu bei, projektbezogene Lehre zu stärken, die gute Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Zivilgesellschaft zu vertiefen und den Transfer von Wissen zu fördern.

Mit Projektmitteln geförderte Service Learning-Seminare der Universität Kassel erhielten Auszeichnungen: Das Projekt Solarcampus zur Erstellung einer Studie zur Energie- und C0²-Bilanz für Kasseler Kinos wurde durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit dem Preis Nachhaltiges Kino 2018 ausgezeichnet. Eine Lehrveranstaltung zur Gemeinwohl-Ökonomie nahm 2020 am Fachprogramm Lehren der Toepfer-Stiftung teil. Eine von Studierenden besetzte Corona-Krisenhotline im Institut für Psychologie in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Region Kassel bot Beratungen an.

Die Koordinationsstelle für Service Learning ist bei UniKasselTransfer verortet. Auch nach Ende der Förderung bleibt Service Learning ein wichtiges Angebot der Universität Kassel.

Statistische und methodenorientierte Lehrinhalte werden von den Studierenden zahlreicher Studiengänge im sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Bereich oft als abstrakt und erfahrungsfern empfunden. 

Mit Unterstützung durch den Qualitätspakt Lehre wurde 2014 das Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden gegründet, an dem Fachgebiete aus mittlerweile sechs Fachbereichen beteiligt sind: Fachbereiche 01 (Humanwissenschaften), 05 (Gesellschaftswissenschaften), 06 (Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung), 07 (Wirtschaftswissenschaften), 10 (Mathematik und Naturwissenschaften) sowie 11 (Ökologische Agrarwissenschaften). Im Frühjahr 2019 beschloss das Präsidium der Universität Kassel eine fünfjährige Weiterführung des Zentrums.

In dem Zentrum, das eine Plattform für Lehre und Forschung schafft, wurde durch die Maßnahme ein Zusammenwirken zum problemorientierten Erlernen von Forschungsmethoden realisiert. Die Maßnahme zielte sowohl auf den Ausbau anwendungsorientierter, methodisch-statistischer, forschungspraktischer, kompensatorischer, das reguläre Curriculum ergänzender Lehrangebote, als auch auf professionelle Beratung und Betreuung bei der Umsetzung empirischer (Lehr-) Forschungsprojekte und Qualifikationsarbeiten. Zudem diente das aus Projektmitteln im Hinblick auf die lehrbezogenen Funktionen unterstützte Kompetenzzentrum als Informationsbasis, um die an der Universität verfügbaren methodischen Kompetenzen interdisziplinär zu vernetzen.

Die Erprobung von Designs empirischer Forschung und statistischer Methoden in forschungspraktischen Lehrveranstaltungen führte dazu, dass Studienelemente problemorientiert erlernt werden konnten. Abbruchrisiken in den statistisch-methodischen Modulen zahlreicher Studiengänge konnten vermindert werden. Die Maßnahme konnte sichtbare Erfolge bei der Verbesserung der Methodenkompetenz vorweisen. Sie ermöglichte eine signifikante Verbesserung bei der Anwendung und Vermittlung empirischer Methoden in der Lehre. Die Angebote weckten bei den Studierenden das Interesse an einem hohen Standard beim Umgang mit empirischen Methoden – von der Theorie über die Forschungspraxis bis zur Analysesoftware – und führten über die Erhöhung der Methodenkompetenz der Mitarbeitenden zu einer gesteigerten Lehr- und Forschungskompetenz.

Verschiedene fachbereichsübergreifende Angebote wurden durchgeführt, so eine Vortragsreihe Empirische Forschungsmethoden, eine Workshopreihe sowie Summer Schools in Quantitative and Qualitative Methods of Empirical Social Sciences . Die Vortragsreihe soll fortgeführt werden. Kompensatorische Lehrangebote werden z. T. aus Mitteln der Fachgebiete sichergestellt.

Praxisorientierung besitzt für Studienmotivation und Qualitätswahrnehmung eine hohe Bedeutung. Die Nähe zur beruflichen Praxis ist im Leitbild der Hochschule verankert und Teil ihres didaktischen Qualitätsanspruchs. Die Maßnahme trug dazu bei, als wichtig angesehene und von den Prüfungsordnungen der Bachelorstudiengänge geforderte Praxiserfahrungen zu ermöglichen sowie Aufbau und Stärkung der Praxisbezüge im Studium zu unterstützen. Der Erwerb von Praxiskompetenzen wurde mittels der Förderung verstärkt auch in den geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern integriert.

In den fünf beteiligten Fachbereichen wurden unter Koordination des Career Service geeignete Kontakte und Veranstaltungsformate aufbaut. Dabei standen die Stärkung des Praxisbezugs in der Lehre, die Integration von Praktiker_innen in die Lehre, die Begleitung und Beratung bei der Gestaltung von Praktika sowie die Durchführung bzw. Begleitung von Informationsveranstaltungen und Exkursionen im Mittelpunkt. Die Maßnahme führte zu einer Verbesserung im Bereich der Praktikumsbetreuung, praxisorientierter Lehrveranstaltungen und von Projektseminaren sowie der Berufsfeldorientierung.

Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten war neben Beratung die Bereitstellung und Aktualisierung von Informationen zu den Themen Praktikum und Berufsorientierung

Den Erfolg zeigen verbesserte Bewertungen des Praxis-Moduls sowie Anzahl und Art der Veranstaltungsformate. Die Bachelorstudierenden bewerteten im Förderverlauf die Integration des Praxismoduls in den Studienverlauf besser als vor der Förderung.

Durchgeführt wurde die Maßnahme in den Fachbereichen 01 (Humanwissenschaften), 02 (Geistes- und Kulturwissenschaften), 05 (Gesellschaftswissenschaften), 07 (Wirtschaftswissenschaften) und der Kunsthochschule. Eine koordinierende Funktion lag beim zentralen Career Service der Hochschule. Vernetzungsstruktur und Schnittstellendefinition werden auch über die Hochschule hinaus wahrgenommen. Angebote werden auch nach Förderende erbracht.

Wichtige Akzente setzt die Hochschule bei der Nutzung von Elementen des E-Learning, insbesondere auch bei multimedial unterstützten Prüfungen. Im Rahmen der Maßnahme wurden organisatorisch-administrative Strukturen und technisch-didaktische Konzepte zur Durchführung kompetenzorientierter E-Klausuren und semesterbegleitender Selbsttests zur elektronischen Lernstandsmessung geschaffen. Es wurde die Nutzung der Infrastruktur der Hochschule unterstützt, die zwei E-Klausur-Center mit 83 bzw. 116 Plätzen umfasst. Die Maßnahme wurde in der zweiten Förderphase personell verstärkt, um der Nachfrage zu entsprechen und eine ausgeweitete integrierte technische und didaktische Beratung anzubieten.

Schwerpunkte der Arbeit waren die Bereitstellung von Informationen, die didaktische Beratung, Schulung und Unterstützung von Lehrenden bei der Vorbereitung und Durchführung kompetenzorientierter E-Klausuren sowie die eigentliche Umsetzung, Organisation und Nachbereitung der Klausuren. Hierbei lag ein Hauptaugenmerk auf der Verdeutlichung der didaktischen Potentiale von E-Klausuren und E-Assessments, zum Beispiel durch Musteraufgaben.

Zum Abschluss der Maßnahme sind eine technisch aktuelle und zukunftsweisende, stabile und rechtssichere Infrastruktur sowie funktionierende Supportstrukturen für die Durchführung elektronischer Klausuren vorhanden, die nachhaltig verfügbar sind und inneruniversitär eine hohe Akzeptanz aufzeigen.

Die Nutzung von E-Klausuren nahm deutlich zu, die Nachfrage nach den Beratungsleistungen war dementsprechend hoch. Konnten 2011 an der Universität Kassel insgesamt ca. 2.500 E-Klausuren verzeichnet werden, waren es 2018 und 2019 knapp 15.000. Bedingt durch die Corona-Pandemie ging die Zahl der Klausurfälle 2020 zurück; maßgeblich hierfür war, dass das Angebot in den betreffenden Hochschulräumlichkeiten durchgeführt wird.

Durchgeführt wurde die Maßnahme vom Servicecenter Lehre.

Erfahrungen und Ergebnisse aus der Maßnahme fließen in ein weiterführendes, durch das Land Hessen ermöglichtes Projekt Digital gestütztes Lehren und Lernen in Hessen (digLL) ein. Ziel dieses Projektes ist es, Prototypen für Entwicklungs- und Kooperationsformate zwischen den Hochschulen sowie ein Webportal mit digitalen Lehr- Lernangeboten zu entwickeln. Das Konzept des E-Assessment-Workflows kann so dokumentiert, gesichert und hessenweit weitergegeben werden. Good Practice-Beispiele von kompetenzorientierten E-Assessments werden identifiziert und sichtbar gemacht.

E-Learning und Blended-Learning-Formate sind an der Universität Kassel gut etabliert. Mit Unterstützung der in der ersten Förderphase durchgeführten Maßnahme konnten die mit einem didaktischen Muster erfassten Regelmäßigkeiten erfolgreicher Praktiken in Lehrveranstaltungen wiederverwendet und auf neue Gestaltungsaufgaben übertragen werden. Hierbei handelt es sich um erprobte Szenarien, Aufbereitungstechniken und andere Methoden, wie z. B. Hörsaalübertragungen, Kurzevaluationen und Bewertungen oder Lernstandserhebungen, die identifiziert, beschrieben und als Muster für Fortbildungen und Beratungen von Lehrenden aufbereitet wurden. Didaktische Entwurfsmuster im Bereich Blended Learning konzentrieren sich dabei auf solche Lösungsvorschläge, die eine Kombination aus Präsenzlehre und E-Learning-Elementen darstellen. 

Ziel einer entsprechenden Beratung der Lehrenden war es, die Qualität der Lehre durch einen intensiveren Einsatz bedarfsgerecht differenzierter moderner Lehrmethoden zu verbessern. Die didaktische und medientechnische Unterstützungsstruktur wurde ausgeweitet.

Hierzu wurden im Rahmen der Maßnahme Musterbeschreibungen inklusive Videos zur Erläuterung erstellt, in denen die identifizierten bewährten Lösungen für didaktische Problemstellungen in Lehrveranstaltungen in leicht zugänglicher, praxisorientierter Form dargestellt werden. Die Muster werden zudem in Fortbildungen von Multiplikatoren eingesetzt und finden in Workshops des hochschuldidaktischen Zertifikatsprogramms Llukas Verwendung.

Durchgeführt wurde die Maßnahme im Servicecenter Lehre.