Forschung

Forschungsprojekte des Fachgebiets Grundschulpädagogik

DFG Gra­du­ier­ten­kol­leg zur Grund­schul­for­schung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein gemeinsames Graduiertenkolleg an der Universität Kassel und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) eingerichtet. Das Graduiertenkolleg wird zu "Fachlichkeit und Interaktionspraxis im Grundschulunterricht" forschen, verbindet erziehungswissenschaftliche, deutschdidaktische und mathematikdidaktische Perspektiven und ist das erste DFG-Graduiertenkolleg in der grundschulpädagogischen Forschung überhaupt.


Neben Prof. Dr. Friederike Heinzel als Co-Sprecherin sind in Kassel Prof. Dr. Natalie Fischer (Fachgebiet Soziale Beziehungen in der Schule), Prof. Dr. Frank Lipowsky (Fachgebiet empirische Schul- und Unterrichtsforschung) und Prof. Dr. Elisabeth Rathgeb-Schnierer (Fachgebiet Mathematik-Didaktik/ Schwerpunkt Grundschule) beteiligt, außerdem weitere Kolleginnen und Kollegen in Halle.

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Kasuistik der Kasuistik: Videobasierte Beobachtung von Fallarbeit in der Lehrerbildung

In dieser Studie wurden verschiedene Formate der Fallarbeit mit Lehramtsstudierenden untersucht: aufgabenbasierte Fallarbeit, kollegiale Fallbesprechung und sequenzielles Interpretieren. Die Studierenden arbeiteten entweder mit fremden Fällen aus dem Online-Fallarchivs Schulpädagogik (https://fallarchiv.uni-kassel.de/) oder mit eigenen Fällen aus dem Praxissemester. Die Arbeitsphasen wurden videografiert und analysiert.


Das Projekt wurde im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung als Teilprojekt des Verbundes „Professionalisierung durch Vernetzung“ (PRONET/ PRONET²) unter den Förderkennzeichen 01JA1505 und 01JA180 im Zeitraum 2015 bis 2023 gefördert.


Sirtl, K., (2024). Die soziale Praxis der Fallarbeit in der Lehrer*innenbildung. Praxistheoretisch-videografische Einblicke in die Vollzugswirklichkeit kasuistischer Lehre, (kassel university press, 2024)

Kasuistik der Kasuistik: Videobasierte Beobachtung von Fallarbeit in der Lehrerbildung

Im Rahmen des Projekts wurde ein – das Praxissemester flankierendes – Seminarangebot konzipiert, das schulpraktische Erfahrungen von Studierenden in die Fallarbeit integriert. Im Mittelpunkt der projektbegleitenden Forschung standen die kooperativen Arbeitsphasen der entwickelten Lehrveranstaltung im Rahmen des Praxissemesters, in denen sich Studierende des Grundschullehramts mit textbasierten Falldarstellungen auseinandersetzen und ihre eigenen Schul- und Unterrichtsbeobachtungen in Bezug auf biografische Erfahrungen, schulische Strukturen sowie Praktiken in Schule und Unterricht reflektieren sollten.

Es wurden drei Formate der Fallbearbeitung erprobt: aufgabenbasierte Fallarbeit, kollegiale Fallberatung und sequenzielles Interpretieren. Die Begleitforschung wurde in Form einer Videostudie durchgeführt. Insgesamt wurden 111 studentische Gruppenarbeiten videografiert, davon 63 im Format der aufgabenbasierten Fallarbeit, 26 im Format der Kollegialen Fallberatung und 22 im Format des Sequenziellen Interpretierens. In 52 videographierten Arbeitsphasen wurden fremde Fälle (aus dem Online-Fallarchiv Schulpädagogik), in 59 Arbeitsphasen wurden eigene Fälle (der Studierenden aus dem Praxissemester) besprochen.

Das Ziel bestand darin, zu untersuchen, wie die Lehramtsstudierenden die Fälle bearbeiten. Zudem zielte die Studie auf den Vergleich der Interaktionen in den drei Formaten der Fallarbeit und die den Vergleich der Interaktionen bei der Arbeit mit fremden und mit eigenen Fällen.

Das seit 2005 bestehende Online-Fallarchiv Schulpädagogik hielt dafür bereits Arbeitsgrundlagen vor, denn die Lernplattform bot bereits einen umfassenden Fallbestand, zudem konkrete Arbeitsvorschläge für Fallbesprechungen und Lehrtexte zu Interpretationsmethoden.

Ein weiteres Ziel bestand im inhaltlichen Ausbau des Online-Fallarchivs Schulpädagogik (https://fallarchiv.uni-kassel.de/) als Fallsammlung und hochschuldidaktisches Portal für die Lehrerbildung. Ein Relaunch des Fallarchivs wurde 2023 umgesetzt.

 

Projektverantwortliche

Prof. Dr. Friederike Heinzel
 

Mitarbeiter:innen

Dr. Benjamin Krasemann
Katharina Sirtl

Heinzel, F. & Krasemann, B. (2015): Lehrerbildung mit dem Online-Fallarchiv Schulpädagogik. In B. Berendt, A. Fleischmann, N. Schaber & B. Szczyrba (Hrsg), Neues Handbuch Hochschullehre (S. 43-67). Berlin: Raabe.

Heinzel, F., Krasemann, B. & Sirtl, K. (2019). Studierende bei der Fallseminararbeit. „Protokollieren“ zwischen Kooperation und distanziert-routinierter Aufgabenbewältigung. In T. Tyagunova (Hrsg.), Studentische Praxis und universitäre Interaktionskultur – Perspektiven einer praxeologischen Bildungsforschung (S. 57-88). Wiesbaden: Springer VS.

Heinzel, F. & Krasemann, B. (2019). Fallarbeit im Praxissemester – Bewährung und Reibungslosigkeit als Richtschnur der Reflexion. Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung (ZISU), 8, 67–80.

Heinzel, F. & Krasemann, B. (2020). (K)ein „normales“ Diktat? – Konzepte und Herausforderungen einer kasuistischen Lehrveranstaltung im Praxissemester. In M. Fabel-Lamla, K. Kunze, A. Moldenhauer & K. Rabenstein (Hrsg.), Kasuistik – Lehrer*innenbildung – Inklusion. Empirische und theoretische Verhältnisbestimmungen (S. 153-167). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Heinzel, F. (2021). Der Fall aus der Perspektive von Schulpädagogik und Lehrer*innenbildung: Ein Ordnungsversuch. In D. Wittek, T. Rabe & M. Ritter (Hrsg.), Kasuistik in Forschung und Lehre. Erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Ordnungsversuche. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 41-64.

Heinzel, F. & Krasemann, B. (2022). Erfahrung und Inklusion – Herausforderungen für die Lehrer*innenbildung. In F. Heinzel & B. Krasemann (Hrsg.), Erfahrung und Inklusion. Herausforderungen und Konzepte der Lehrer*innenbildung (S. 9-28). Wiesbaden: Springer VS.

Parade, R., Sirtl, K., & Krasemann, B. (2020). Rekonstruktive Fallarbeit im Praxissemester zwischen Verweigerung des Arbeitsauftrages, Pragmatik und regelkonformer Bearbeitung: Überlegungen zum Studierendenhabitus. In K. Rheinländer & D. Scholl (Hrsg.), Verlängerte Praxisphasen in der Lehrer*innenbil-dung: Konzeptionelle und empirische Aspekte der Relationierung von Theorie und Praxis (S. 266–279). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt

Parade, R., Sirtl, K., Förster, M., & Viermann, M. (2022). Bewährung in Praxisphasen des Lehramtsstudiums: Zur Inszenierung gelingenden Unterrichts durch Ausschluss um Homogenisierung. In I. Naumann & J. Storck-Odabasi (Hrsg.), Teilhabe und Ausschluss von Kindern in der Gesellschaft: Perspektiven der Kindheitsforschung, Grundschulpädagogik und Lehrer*innenbildung (S. 182–209). Weinheim u.a.: Beltz Verlag.

Sirtl, K. (2021). Kollegiale Fallbesprechungen als Vorbereitung auf das Arbeiten in (professionellen) Teams? Über die Implementierung „praxisnaher“ Beratungsmethoden in der Lehrer*innenbildung. In N. Böhme, B. Dreer, H. Hahn, S. Heinecke, G. Mannhaupt & S. Tänzer (Hrsg.), Eine Schule für alle: 100 Jahre Grundschule: Mythen, Widersprüche und Gewissheiten (S. 477-483). Wiesbaden: Springer VS.

Sirtl, K. (i.E.). Die soziale Praxis der Fallarbeit in der Lehrer*innenbildung. Praxistheoretisch – videografische Einblicke in die Vollzugswirklichkeit kasuistischer Lehre. Kassel: UniPress. [Dissertation]

Storck-Odabaşı, J. (2022). Vom Versuch der Flexibilisierung grundschulpädagogischer Normalitätskonstruktionen durch reflexive Fallarbeit. In E. Gläser, J. Poschmann, P. Büker & S. Miller (Hrsg.), Reflexion und Reflexivität im Kontext Grundschule; Perspektiven für Forschung, Lehrer:innenbildung und Praxis; Jahrbuch Grundschulforschung (Band 26, S. 71–76). Wiesbaden: Springer VS.

Storck-Odabaşı, J. (2022). Erfahrung als Normalität – Grundschullehramtsstudierende auf der Suche nach normativer Handlungsanleitung im Sprechen über Fälle aus dem Praxissemester. In F. Heinzel & B. Krasemann (Hrsg.), Erfahrung und Inklusion; Herausforderungen und Konzepte der Lehrer*innenbildung (S. 149–166). Wiesbaden: Springer VS.

Storck-Odabaşı, J. (2024). Normalität der Grundschule; Konstruktion und Konstitution des Selbstverständlichen – beobachtet und verhandelt durch Grundschullehramtsstudierende im Praxissemester. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. [Dissertation]

PRONET „Professionalisierung durch Vernetzung“ und PRO­NET² Pro­fes­sio­na­li­sie­rung durch Ver­net­zung – Fort­füh­rung und Po­ten­zie­rung

Wissenschaftliche Qualifizierung


Ausgewählte Veröffentlichungen zum Promotionskolleg "KInder und Kindheit im Spannungsfeld gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse":