Forschungsschwerpunkte

Beschreibung

Die unter dem Leitthema environmental humanities versammelten Projekte des FB 02 bündeln geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsansätze zur Nachhaltigkeit in ihren ökologischen, politischen, historischen, sprachlichen und kulturellen Dimensionen. In einer transversalen und integrierenden Perspektive werden dabei postkoloniale und indigene Ansätze aufgegriffen und kulturanalytische, umweltanthropologische und künstlerische Ansätze miteinander verbunden.

Von philosophischer Seite aus werden die blinden Flecken einer anwendungsorientierten, auf konkret-technische Lösungsansätze beschränkten Nachhaltigkeitsforschung durch grundlagentheoretische Reflexionen auf das Mensch-Natur-Verhältnis sichtbar gemacht. Die Forschungs- und Lehrprojekte schöpfen dabei aus dem Reichtum natur- und biophilosophischer Ansätze, nehmen Impulse der Kritischen Theorie und der philosophischen Anthropologie auf und intervenieren in gegenwärtige klima-, umwelt- und tierethische Debatten.

Darüber hinaus ist für den Kasseler Forschungsschwerpunkt zur Nachhaltigkeit die Fokusregion Lateinamerika zentral, die in enger Verbindung mit dem Centro Maria Sibylla Merian de Estudios Latinoamericanas Avanzados (CALAS) und dem Centro de Estudios Latinoamericanos (CELA) erforscht wird. Rhetoriken und Muster der Krise(nbewältigung) sind ebenso Thema wie soziale Ungleichheiten und ihre Manifestationen in Literatur, Diskursen und Bildung.

Ein weiterer Fokus liegt im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Didaktiken der Sprachen erforschen die nachhaltige Entwicklung in der Lehrkräftebildung und eröffnen Perspektiven für Transformationen der Unterrichtpraxis. Dies wird zum einen unter dem Stichwort „Inklusive und gerechte Bildung gewährleisten“ vorangetrieben, zum anderen hinsichtlich digitaler Transformation(en) im (Fremd)Sprachenunterricht.

 

Projekte des Schwerpunkts

Virtual Reality und Mehrsprachigkeit: Ein didaktisches Arrangement in der Hochschullehre zur Professionalisierung von zukünftigen Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern

Liquid Ecologies/Ökologien des Fluiden

eco-operations/e-cooperations

Neuropsychologische Repräsentation von Geschlecht

Sprachliche Kodierung von Gesinnungen und Einstellungen

Interdisziplinärer Materialismus

Spekulative Naturen. Zum Status der Naturphilosophie im aktuellen Umweltdiskurs

Philosophie der Tierforschung

Enaktivismus als Biophilosophie?

Afrontar las crisis: Perspectivas transdisciplinarias desde América Latina

Confrontando las desigualdades en América Latina: Perspectivas sobre riqueza y poder

Naturgeschichte und Extraktivismus im kolonialen Zeitalter: Lateinamerika im Fokus

 

Beteiligte

Prof. Dr. Tanja Angelovska

Prof. Dr. Liliana Gómez

Prof. Dr. Holden Härtl

Prof. Dr. Philip Hogh

Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy

Dr. Francesca Michelini

Prof. Dr. Claudia Schlaak

Prof. Dr. Angela Schrott

Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus

Beschreibung
Der philologienübergreifende linguistische Forschungsschwerpunkt „System und Text“ untersucht das Zusammenspiel von Sprachsystem und Sprachgebrauch unter besonderer Berücksichtigung der Interaktion von Routine und Kreativität. Analysiert werden Texte – verstanden als mündliche oder schriftliche sprachliche Handlungen – in ihrer historischen und kommunikativen Situiertheit. Grundlage für sprachliche Handlungen bildet das einzelsprachliche, varietätenbezogene Wissen, das als ein komplexes System von interagierenden Teilsystemen modelliert wird. Diese Teilsysteme werden in ihren kombinatorischen Potenzialen erfasst, um die strukturellen Merkmale semantisch-syntaktischer Grundstrukturen und deren Interpretation aus sowohl einzelsprachlicher als auch sprachvergleichender Perspektive zu erklären. Entsprechende Schnittstellenthemen werden in ihren Implikationen für das systemische Verständnis von Sprache ebenso erforscht wie für Belange von Mehrsprachigkeit, Fremdspracherwerb und schulischem Sprachenlernen.

Projekte des Schwerpunkts
• Syntaktische Grundstrukturen des Neuhochdeutschen. Zur grammatischen Fundierung eines Referenzkorpus Neuhochdeutsch (GiesKaNe)
• The representation of motion events: An empirical investigation of grammatical and cognitive factors determining the conceptualization of motion components
• Reference to names: Quotation and the lexicon-pragmatics interface
• Lernersprachliche Konstruktionen in kooperativen Unterrichtssettings: Status, Merkmale, Funktionen

Beteiligte
Prof. Dr. Vilmos Ágel
Prof. Dr. Karin Aguado
Prof. Dr. Tanja Angelovska
Prof. Dr. Olaf Gätje
Prof. Dr. Holden Härtl

Beschreibung
Dieser Forschungsschwerpunkt steht für eine interdisziplinär aufgestellte, kulturorientierte Textwissenschaft. Texte werden als mündliche oder schriftliche sprachliche Formationen aufgefasst, die Diskurse konstituieren, welche eine medial vielgestaltige Gesellschaft mitprägen. Erforscht wird die Trias Text – Diskurs – Gesellschaft aus sprach- und literaturwissenschaftlicher Perspektive.

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive werden sprachliche Phänomene vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher, philosophischer, religiöser, fach- und wissenschaftsbezogener, künstlerischer und alltagsweltlicher Zusammenhänge erforscht. Sprache wird untersucht als Medium, mit dem der Mensch ‚Welt’ gestaltet. Dabei lassen sich – unter Berücksichtigung multimodaler Faktoren – in Texten und Diskursen Muster und Traditionen erkennen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Verhältnis von Sprache und Erkenntnis bzw. der sprachlichen Generierung von Wissen und Meinungen im öffentlichen Raum.

Aus literaturwissenschaftlicher Perspektive werden Texte auf der Mikroebene (Strukturen, Stil, Narrativik) ebenso wie auf der Makroebene (in ihrem Bezug zu gesellschaftlich-kulturellen Kontexten) untersucht. Berücksichtigt werden dabei sowohl fiktionale als auch faktuale Zeichenkomplexe. Diese formieren sich zu (kritischen, affirmativen, theoretischen, praktischen) Diskursen, in denen eine Gesellschaft sich selbst reflektiert. Besonders in den Blick genommen werden Konfigurationen von Ordnung und Unordnung, Norm und Subversion, Tradition und Bruch.

Projekte des Schwerpunkts
• Die Stasi und die DDR-Subkultur: operative Zersetzungsversuche
• Digitale Lexikographie/Wortgeschichte (Wortgeschichte digitalWGd)
• Kunstkommunikation (Zentrum für Ausstellungsstudien/documenta Institut)
• Ästhetische Dimensionen des Normativen in Literatur und Kunst
• Pop als Diskursivierung der Wissenskultur
• Tier-Mensch-Narrative (Teilprojekt im LOEWE-Schwerpunkt „Tier – Mensch – Gesellschaft“)
• mittelalterliche Geschlechterdiskurse
• gesellschaftliche Normierungsdiskurse/Zensur (Kasseler Liste)
• Textkompetenz und Textkomplexität  (Teilprojekt in PRONET und PRONET2, Qualitätsoffensive Lehrerbildung)
• Diskurse über Krisen und Krisenbewältigung in Lateinamerika (Schwerpunkte: soziale Ungleichheit, ökologische Transformation, regionale Identitäten, CALAS)
• Sprache in Verschwörungstheorien (DFG-Projekt)

Beteiligte
Prof. Dr. Liliana Gómez
Prof. Dr. Stefan Greif
Prof. Dr. Michael Mecklenburg
Prof. Dr. David Römer
Prof. Dr. Nikola Roßbach
Prof. Dr. Claudia Schlaak
Prof. Dr. Angela Schrott

Beschreibung
Der interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt widmet sich verschiedenen Konstellationen von Erzählen und Wissen aus sprach- und literaturwissenschaftlicher, philosophischer und theologischer Sicht. Vor dem Hintergrund einer komplexen Forschungstradition (Wissenspoetologie, Diskursanalyse, Epistemologie, literature-and-science-studies etc.) geht es darum, die Verflechtungen und Verhandlungen epistemischer und narrativer Textphänomene sowie transmedialer Narrative genauer zu erforschen.

Die textlichen Begegnungen von Erzählen als kulturelle Tätigkeit und textuelle Kohärenz erzeugender Darstellungsmodus einerseits und Wissen als historisch dynamische und Machtstrukturen verhaftete Formation von analytisch beschreibbaren Kenntnissen andererseits finden in verschiedener Weise statt, z.B. als Korrelation, Rezeption, Produktion, Interdiskurs, mediale Passage, Transformation oder Subversion. Bei der Erforschung der Begegnung von Erzählen und Wissen geht es um die Frage, was passiert, wenn epistemisch fundierte Aussagenfelder vor dem Hintergrund kulturell verfügbarer Handlungsmuster als Ereignisabfolgen geformt werden oder umgekehrt narrative Modelle wissenschaftliche Diskurse strukturieren bzw. Erzählungen Weltwissen generieren. Dabei sind gängige Dichotomien zu hinterfragen (faktual/fiktional; historisch/literarisch; begrifflich/narrativ etc.).

Zentral für den Forschungsschwerpunkt sind epistemisch-erzählerische Schnittstellenphänomene auf der Ebene des Textinhalts (z.B. Traumwissen, Reisebeschreibungen fremder Länder, naturwissenschaftliches Erzählen, religiöse Erfahrung), der Textstruktur (Perspektive als Vermittlungsfunktion narrativ vermittelten Wissens; Tempusgebrauch), aber auch auf der Ebene von Textproduktion und -rezeption (Historiographie, Prophetie, Kanon).

Ein gemeinsames Untersuchungsziel sind Beglaubigungsstrategien: Muster, mit denen narrative Texte unterschiedlicher Gattung, historischer Verortung und thematischer Ausrichtung den Anspruch erheben, »Wirklichkeit« darzustellen, und mit denen Konzepte wie Wahrheit(sanspruch), Authentizität und Zeugenschaft verbunden sind.

Projekte des Schwerpunkts
• Bücher und Bibliotheken als Wissensspeicher
• Reiseerzählungen
Contested Amnesia and Dissonant Narratives in the Global South: Post-conflict in Art, Literature, and Emergent Archives
• Poetisierung von Wissen in Lebenswissenschaft und -philosophie
• Traum-Wissen in Literatur und Film
• Zeit, Film und Erzählen
• mystische Erfahrung und der theologisch-poetologische Ort des Erzählens
• politische Narratologie biblischer Geschichtswerke
• Erzählen/Wissen/Geschlecht in der Frühen Neuzeit
• Tempus, Aspekt, Narration in den romanischen Sprachen
• personale Repräsentation im lateinamerikanischen Diktatorenroman

Beteiligte
Prof. Dr. Susanne Bach
Prof. Dr. Daniel Göske
Prof. Dr. Liliana Gómez
Prof. Dr. Kristian Köchy
Prof. Dr. Stefanie Kreuzer
Prof. Dr. Mirja Kutzer
Prof. Dr. Ilse Müllner
Prof. Dr. Nikola Roßbach
Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus

 

Beschreibung
Bildung, Lernen und Medien sind epistemische, kategoriale und methodische Leitlinien der Lehr- und Forschungspraxis der beteiligten Disziplinen der Philosophie, der Deutschdidaktik, der anglistisch/amerikanistischen Fremdsprachenlehr- und -lernforschung und der Religionsdidaktik.

Unter der Leitlinie Bildung im Sinne von Praktiken zum persönlichen Erwerb vernünftiger Selbstbestimmung werden sprachliche, diskursive und textuelle Aneignungsprozesse in formellen und informellen Institutionen fokussiert. Ein besonderes Interesse richtet sich auf die durch die Digitalisierung forcierte Standardisierung und Ökonomisierung von Bildung und ihre gesellschaftlichen Folgen.

Unter der Leitlinie Lernen als einem zentralen Moment der Lebenspraxis geht es u.a. um digitale Literalität in der Schule und darum, das Spannungsverhältnis zwischen der Trägheit institutionsgebundener schulisch-literaler Lernverhältnisse und der außerschulischen digitaltechnischen Multimedialisierung der Alltagskultur theoretisch zu konzeptualisieren und für die empirische Unterrichtsforschung zu operationalisieren.

Unter der Leitlinie Medien geht es um mediengestützte Lehr- und Lernarrangements und die Frage danach, welche Lernmöglichkeiten durch digitale Formate eröffnet, welche eingeschränkt werden. Im Besonderen untersucht werden z.B. Lehr-Lern-Prozesse im Internet im Umfeld von Schule und Hochschule, die Medialität und Literalität softwaregestützter Schülerpräsentationen, die Relevanz von digitalen Medien für religiöses Lernen sowie kooperative Problemlösungsprozesse und ko-konstruktives Wissen in digitalen Lernumgebungen.

Projekte des Schwerpunkts
• Sprechen, Multimodalität und Digitalität
• digitale Onlinekooperation: Internationalisierung der Lehrerbildung
• didaktisch-empirische Schreibforschung (dieS)
• Medienbildung
• Ethische und Ästhetische Bildung
• Schreiben und Digitalität
• Relevanz von Medien in Unterrichtsgesprächen
• Relevanz interaktiver Plattformen im Fremdsprachenunterricht
• Virtuelle, mehrsprachige Lern- und Lernräume
• Kritische Bildungstheorie und digitale Medien

Beteiligte
Prof. Dr. Tanja Angelovska
Prof. Dr. Olaf Gätje
Prof. Dr. Jennifer Pavlik
Prof. Dr. Annegret Reese-Schnitker
Prof. Dr. Claudia Schlaak
Prof. Dr. Dirk Stederoth

Beschreibung
Dieser Forschungsschwerpunkt zielt auf die Untersuchung des Verhältnisses von Interpretation und interpretiertem Gegenstand. Aus theologischer, sprach- und literaturwissenschaftlicher Perspektive wird das Phänomen der Zugänglichkeit bei gleichzeitiger Unverfügbarkeit eines zu interpretierenden Gegenstandes erforscht.

Interpretation – die als geleitetes Verstehen(wollen) eine grundlegende Methode unserer Disziplinen darstellt – dient der Erfassung von etwas Vorgegebenem, z.B. einem Text. Zugleich generiert sie etwas Neues, indem die potenziell unerschöpflichen Sinnpotenziale des Textes als Bedeutungszuschreibung teilweise realisiert werden.

Ein zentraler theoretischer Bezugspunkt des Forschungsschwerpunkts ist die aktuelle Realismus-Konstruktivismus-Debatte. Vor ihrem Hintergrund wird das Verhältnis zwischen konstruktivistischem Zugriff und realistischem Bezugspunkt einer Interpretation erforscht. Dabei gilt, dass Interpretation einen Gegenstand nur im Aneignungsmodus, nicht in erkenntnisunabhängiger Reinform hervorbringen kann.

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive wird nach dem Wahrheitswert von Interpretationen und nach multimodaler Bedeutungsbildung gefragt; aus literaturwissenschaftlicher Perspektive nach dem postulierten, aber unverfügbaren Bedeutungskern; aus theologischer Perspektive nach dem Verhältnis von Exegese und Interpretation, nach der Unverfügbarkeit der versprachlichten Gottesbegegnung und nach den Bedingungen aneignenden Verstehens religiöser Rede und Texte im Kontext von Verstand, Vernunft und Glauben.

Projekte des Schwerpunkts
• Bestimmung einer Phänomenologischen Linguistik
• literarische Übersetzung des Neuen Testaments
• Unübersetzbarkeit
• Theologie der synoptischen Evangelien
• Ausarbeitung einer theologischen Hermeneutik und Enzyklopädie im Rahmen einer Systematischen Theologie
Geschichte der neutestamentlichen Wissenschaft vom 18.-21. Jahrhundert

Beteiligte
Prof. Dr. Petra Freudenberger-Lötz
Prof. Dr. Daniel Göske
Prof. Dr. Tom Kleffmann

Beschreibung

Climate Thinking wurde 2019 als Projekt aus den Reihen der Kollegiat:innen des Promotionskollegs GeKKo initiiert und hat sich 2020 als Forschungs- und Lehrschwerpunkt am FB02 gegründet und 2022 als IAG formiert.

Climate Thinking begreift und analysiert – komplementär zu naturwissenschaftlich geprägten Forschungstraditionen – Phänomene wie „Klima“ und „Umwelt“ in ihrer sprachlichen Beschaffenheit und kulturellen Bedingtheit. Dabei ist die Forschung nicht an den Forschungslogiken und -methoden einzelner Disziplinen ausgerichtet, sondern nimmt Diskurse zur Klimakrise und Konzeptionen von Nachhaltigkeit anhand dreier miteinander verwobener Zugänge in den Blick: Ausgehend von der Annahme, dass die verhandelten Phänomene von komplexen – da gesellschaftlichen, kulturellen, ökologischen, ökonomischen, politischen, technischen, wissenschaftlichen – Zusammenhängen bedingt sind, werden jene Verflechtungen in den Blick genommen, in denen über diese gesprochen, von ihnen erzählt und über sie nachgedacht  wird.

Wir entwickeln in unserer Forschung kritische Zugriffe auf die Problemkomplexe Klimakrise und Nachhaltigkeit, verankern unsere Fragestellungen und Methodologien in der akademischen Lehre und diskutieren unsere Prozesse gemeinsam mit der Öffentlichkeit, um sie zu reflektieren und zu erweitern. Wir verstehen die stetige Ausweitung und Komplementierung unseres Methodeninventars als einen notwendigen Prozess, um diejenigen Verflechtungen der Denk- und Lebensgewohnheiten erschließbar zu machen, die die Problemkomplexe in ihrer gesamtgesellschaftlichen Einbettung konstituieren.

Projekte des Schwerpunkts

Beteiligte