Geschlechtergerechte Bildgestaltung

Neben der gesprochenen und geschriebenen Sprache gilt es auch auf die Bildsprache zu achten, denn auch sie sind nicht nur realitätsabbildend, sondern auch realitätskonstituierend. Das bedeutet: sie ist eben nicht nur Abbild von Bewusstsein, sondern prägt unsere Wahrnehmung. Auch Fotos, Zeichnungen, Illustrationen, Animationen, Videos usw. können also Diskriminierungen reproduzieren.

Daraus leiten sich zwei grundsätzliche Regeln für die Gestaltung von Webseiten ab:

  1. Repräsentation, also Darstellungsformen zu finden und zu verwenden, die alle Menschen adäquat repräsentieren und durch die sich alle angesprochen fühlen können
  2. Anti-Diskriminierung, also gestalterische Mittel so einzusetzen, dass sie niemanden diskriminieren oder sich niemand diskriminiert fühlt.

Tipps

  • Achten Sie darauf, auch Personen darzustellen, die bisher medial unterrepräsentiert sind. Stellen Sie diese Personen nicht in untergeordneten, passiven Positionen, sondern gleichermaßen aktiv handelnd und selbstbestimmt dar.
  • Berücksichtigen Sie, dass durch die Bildsprache diverse Identifikationsangebote gemacht werden und sich alle Menschen gleichermaßen repräsentiert und angesprochen fühlen können. Kommt die Vielfalt der Personen im Fachbereich zur Geltung?
  • Vermeiden Sie Klischees! Prüfen Sie, ob es nicht alternative Darstellungsmöglichkeiten gibt, die für Ihre Zwecke passen und gleichzeitig Stereotype aufbrechen.
  • Der Gesamteindruck zählt! Binnenpluralität zu schaffen, kann eine gute Möglichkeit sein, gesellschaftliche Vielfalt bildlich darzustellen. Mit Binnenpluralität ist gemeint, dass Diversität nicht in einem einzigen Foto, sondern in vielen, im Zusammenhang stehenden Bildern in einer Broschüre oder auf einer Website ausgedrückt wird.
  • Beachten Sie, dass die Bildkomposition auch etwas mit Hierarchien zu tun hat. Je nachdem ob eine Person visuell in den Vorder- oder Hintergrund gerückt wird, ob sie besonders viel oder nur sehr wenig Raum einnimmt und ob sie in dominanten oder eher untergeordneten Positionen dargestellt wird, unterstreicht dies unter Umständen gesellschaftliche Machtpositionen oder zementiert Marginalisierungen.

 

Bei der Gestaltung von Bildmaterial spielen die folgenden Stilelemente eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung von Personen.

Einstellungsgrößen: Welche Personen werden gezeigt und wie viel Raum nehmen sie im Bild ein?

  • Visuelle Darstellung der Vielfalt der Menschen an der Universität Kassel
  • Vermeidung der visuelle Zentralsetzung von Personen, die ohnehin schon überrepräsentiert sind
Bild: Studio Blofield & Sascha Manne

Handlung: Was tun die gezeigten Personen?

  • Vermeidung von stereotypen Darstellungen der Geschlechterrollen
  • Insbesondere Hervorhebung von Frauen im MINT-Bereich
Bild: Blofield
Bild: Studio Blofield

Blickachsen: Wohin bzw. auf wen wird der Blick der betrachtenden Person gelenkt?

  • Vermeidung der Zentralsetzung von einzelnen Personen durch mehrere Blickachsen
  • unterschiedliche Identifikationsangebote
Bild: Studio Blofield

Kameraperspektive: Wer wird von unten (Froschperspektive) und somit hervorgehoben, wer von oben (Vogelperspektive) und somit weniger hervorgehoben?

  • Auflösen der Hierarchieebenen
  • Hervorhebung der studentischen Perspektive
Bild: Studio Blofield & Sascha Mannel

Fokus: Welche Bereiche im Bild sind scharf gestellt, welche nicht?

  • Fokussierung auf diverse Personen
  • Hervorhebung der Gleichberechtigung
Bild: Paavo Blafield

Literaturempfehlungen:

Weiteres Anschauungsmaterial sowie ausführlichere Erklärungen finden sich auch in der Broschüre Geschlechtergerecht in Sprache und Bild der Universität Kassel und in der  Broschüre Handlungsempfehlungen für eine diversitätssensible Mediensprache der Goethe-Universität Frankfurt am Main zusammengestellt.

Eine Datenbank mit Bildern zum Thema gesellschaftliche Vielfalt finden Sie auf der Website www.gesellschaftsbilder.de. Das Projekt stellt Fotos abseits von Klischees gegen eine Lizenzgebühr zur Verfügung.