20.05.2015 | Pressemitteilung

Ziel: Das diskrete Handy

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein neues Graduiertenkolleg bewilligt, das Grundlagen für „Privatheit und Vertrauen für mobile Nutzer“ erarbeitet. Es wird neue Lösungen für den Schutz der Privatsphäre bei der mobilen Internetnutzung entwickeln. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler der Universität Kassel.

Das Internet ist alltäglich geworden. Jeder und jede kann es durch mobile Geräte jederzeit von überall her nutzen. Dies erweitert die Informations- und Handlungsmöglichkeiten ungemein. Jede Nutzung des Internet hinterlässt aber auch Datenspuren, die das alltägliche Handeln betreffen und von vielen Interessenten im Internet ausgewertet werden. Für den Nutzer oder die Nutzerin entsteht eine Asymmetrie der Informationen. Während ihnen das Netz mit seinen Bestandteilen immer undurchschaubarer erscheint, werden sie immer mehr zum „gläsernen Bürger“ oder „gläsernen Kunden“. Dieser Entwicklung will das Graduiertenkolleg entgegen wirken.

Vertreter der Informatik, Usability und Wirtschaftswissenschaften aus der TU Darmstadt arbeiten dabei eng mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Rechtswissenschaft und der Soziologie der Universität Kassel zusammen. Beteiligt sind aus dem Wissenschaftlichen Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) Prof. Dr. Alexander Roßnagel und Dr. Silke Jandt und aus dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Prof. Dr. Jörn Lamla und Dr. Carsten Ochs. In interdisziplinären Promotionsthemen wird an der Vision eines neuartigen persönlichen Mobilgeräts gearbeitet. Von der Hardware bis zu den App-Anwendungen soll es dabei unterstützen, nur noch diejenigen Daten preiszugeben, die für Dritte freigegeben sind.

Das neue Graduiertenkolleg möchte „nicht nur zu besserem und persönlich anpassbarem Schutz der Privatsphäre der Nutzer, sondern auch zu mehr Transparenz in der IT-Welt beitragen“, so Lamla, der an der Universität das Fachgebiet Soziologische Theorie leitet. Ein Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es, die Kompetenzen der Nutzer umfassend zu stärken: Sie sollen durch geeignete Infrastrukturen in die Lage versetzt werden, das umgebende Netzwerk und seine Komponenten hinreichend zu verstehen, die vermeintliche Qualität einer Dienst- und System-Nutzung mit all den Vor- und Nachteilen abzuwägen und so die Vertrauenswürdigkeit zu bewerten.

Eine dafür wichtige technische Komponente sind neuartige Mobilgeräte, die „größtmögliche Nutzer-Herrschaft“ bieten und die im Rahmen des Graduiertenkollegs im Konzept entwickelt werden sollen. Ihre Vorteile: Besitzer könnten sich damit im digitalen Netz rechtlich artikulieren, könnten leichter  bestimmen, welche Informationen sie an wen weitergeben möchten, eigene Interessen mit denen der Dienstanbieter verhandeln und spontane Vernetzung kontrollieren. Roßnagel, der das Fachgebiet Öffentliches Recht mit dem Schwerpunkt Recht der Technik und des Umweltschutzes leitet, erklärt: „Die Ergebnisse des Graduiertenkollegs sollen dazu beitragen, dass die Grundrechte auf informationelle Selbstbestimmung und auf Schutz des Telekommunikationsgeheimnisses im Internet künftig besser verwirklicht werden können.“ 

 

Kontakt:

Prof. Dr. Alexander Roßnagel
Universität Kassel
Fachgebiet Öffentliches Recht mit dem Schwerpunkt Recht der Technik und des Umweltschutzes
Email: a.rossnagel[at]uni-kassel[dot]de 

 

Prof. Dr. Jörn Lamla
Universität Kassel
Fachgebiet Soziologische Theorie
Email: lamla@uni-kassel.de