11.03.2019 | Berichte aus den Bereichen

Renommierte Förderung eines internationalen Projekts zu Rosenzweig

Ein kunstwissenschaftliches Forschungsprojekt an der Universität Kassel zu dem Nachlass des Kasseler Philosophen Franz Rosenzweig (1886-1929) wurde erfolgreich für eine deutsch-italienische Kooperation im Forschungszentrum Villa Vigoni (Deutsch-Italienisches Zentrum für Europäische Exzellenz) im Juni 2019 bewilligt.

Als Vorarbeit hatte Prof. Dr. Martina Sitt, Kunstwissenschaft, im Sommer 2017 ein durch die Zentrale Forschungsförderung der Universität Kassel (ZFF) unterstütztes Projekt „Untersuchung und Präsentation zum Archivbestand des Kasseler Franz-Rosenzweig-Teilnachlasses mit Blick auf seine Schriften zum Barock in theologischer und kunstwissenschaftlicher Perspektive“ gemeinsam mit Dr. Susanne Märtens durchgeführt. Auf dieser Basis konnte im Dezember 2017 ein internationales Kooperationsprojekt gemeinsam mit Prof. Dr. Luca Bertolino, Universität Turin, zum Format Close Reading „Klassiker lesen” eingereicht werden. Die einwöchige Tagung in der Villa Vigoni ermöglicht den Antragstellern, mit 16 Gesprächspartnern, Forschern, ProfessorInnen inclusive vier Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern verschiedener Fachrichtungen, zusammen zu arbeiten.

Franz Rosenzweig gilt als einer der bedeutendsten deutsch-jüdischen Wissenschaftler und innovativen Denker vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Neben zahlreichen interdisziplinären kulturwissenschaftlichen, philosophischen und theologischen Einzelstudien ist vor allem sein in zahlreiche Sprachen übersetztes Hauptwerk „Stern der Erlösung“ von bleibender Bedeutung. Sprach man schon bisher von einem vielschichtigen kulturell, philosophisch und theologisch faszinierenden Werk, so soll die Zusammenkunft italienischer und deutscher Forscher das Augenmerk auf jenen bisher vernachlässigten Bereich seines Interesses, seine Theorie des Barock, lenken, in der sich Rosenzweig – obzwar 1908 noch ganz jung – ebenfalls als ein unverwechselbarer und kreativer konzeptioneller Denker zeigt. Da Rosenzweigs Text zum Barock sich nur aus der Perspektive verschiedener Wissenschaften erschließen lässt, wurden sowohl renommierte Philosophen, Theologen und Kunsthistoriker als auch Pädagogen und Literaturwissenschaftler hierzu eingeladen.

Das „Close Reading“ von Franz Rosenzweigs hochkomplexer „Theorie des Barock“ ermöglicht, erstmals der philosophischen, ästhetischen, literarischen und religiösen Vielschichtigkeit Rosenzweigs hinsichtlich seiner kunstgeschichtlichen Überlegungen gerecht zu werden. Impulsreferate ergänzen und erweitern die fachwissenschaftlichen Betrachtungen, um so die Basis für die Entwicklung weiterer Forschungsperspektiven, Kooperationen und Editionsvorhaben zu schaffen.

Kontakt:
Prof. Dr. Martina Sitt
Universität Kassel
Kunsthochschule Kassel
Tel.: +49 561 804-5327
E-Mail: sitt[at]uni-kassel[dot]de