15.03.2024 | Porträts und Geschichten

Bäume helfen in der Landwirtschaft

Ein Start-up von Absolventen hat sich auf die Planung nachhaltiger Agroforst-Systeme spezialisiert

Bild: VRD-Stiftung/Triebwerk.
Die Gründer (v.l.): Christoph Meixner, Janos Wack und Nicolas Haack sowie (2. v.r.) Birger Paulsen vom Triebwerk-Team.

Landwirtschaft ist in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen. Gleichzeitig verursacht sie selbst große Mengen an Treibhausgas. Eine Möglichkeit, diesen Konflikt zu überwinden, ist die Agroforstwirtschaft: Hier werden Bäume, Sträucher und landwirtschaftliche Nutzpflanzen auf einer Fläche kombiniert, was nicht nur positiven Einfluss auf das Klima hat, sondern auch die Fruchtbarkeit des Bodens fördert. Experten auf diesem Gebiet sind drei Absolventen der Universität Kassel. Sie haben sich mit ihrem Unternehmen Triebwerk auf die Planung solcher Agroforst-Systeme spezialisiert.

"Um den Krisen der Zukunft zu begegnen, bedarf es neuer, nachhaltiger Landnutzungskonzepte", erklärt Christoph Meixner, der Triebwerk gemeinsam mit Nicolas Haack und Janos Wack gegründet hat. Alle drei haben in Witzenhausen Ökologische Landwirtschaft studiert und schnell erkannt: Die Zukunft liegt in regenerativen Systemen. „Unsere Vision ist eine produktive und multifunktionale Landwirtschaft mit positiven Wirkungen auf Klima, Boden, Biodiversität, Wasser und Gesellschaft."

Der "Hühnerfutterwald" - ein tierwohloptimiertes Haltungssystem

Funktionieren kann das zum Beispiel, indem auf Ackerflächen Baum- und Strauchstreifen angelegt werden. Diese spenden Schatten und schützen vor Wind, bieten Lebensraum für viele Arten und holen sich mit ihren tiefen Wurzeln Wasser und Nährstoffe aus tieferen Schichten als die Acker- oder Grünlandkulturen.

Auch in Kombination mit Tierhaltung ist Agroforstwirtschaft sinnvoll, wie das von Triebwerk weiterentwickelte „Hühnerfutterwald“-Konzept zeigt. Hier leben Hühner zwischen Obst- und Nussbäumen: ein tierwohloptimiertes Haltungssystem, das den Grundwasserschutz im Blick hat und gleichzeitig Eier, Fleisch und Baumfrüchte erzeugt.

„Ein Standard-Konzept gibt es natürlich nicht. Denn jeder landwirtschaftliche Betrieb hat andere Anforderungen und Möglichkeiten“, sagt Christoph Meixner.

Die Beratung und Planung individueller Agroforst-Systeme ist deshalb die Kernaufgabe von Triebwerk – von der Standortanalyse über die Pflanzenauswahl bis zur Klärung finanzieller und rechtlicher Fragen.

An der Werra wächst ein gutes Beispiel

Wie sich das Zusammenspiel von Gehölzen und Ackerpflanzen auswirkt, wird bei Triebwerk aber auch praktisch erforscht. Auf dem Biolandhof Werragut in Eschwege haben die Agrarwissenschaftler in Kooperation mit dem Verein ReSoLa ein zwölf Hektar großes, diverses Agroforst-System angelegt. Hier wachsen mehr als 1000 Gehölze und 90 Sorten auf Acker- und Grünlandflächen, darunter Kulturen wie Maulbeere, Feige und Esskastanie.

Für das Unternehmen liefert das Pionierprojekt wertvolle Erkenntnisse rund um die innovativen Ansätze der regenerativen Landwirtschaft.

Bild: Thomas Heim.
Visualisierung des Agroforstsystems Werragut in einigen Jahren. Das Gelände teilen sich Bäume, Ackerfrüchte, Rinder und Hühner.

Ein wichtiger Baustein des Konzepts: Bildung

Noch seien die Vorteile von AgroforstSystemen zu wenig bekannt, sagen die Triebwerk-Gründer. Deshalb ist Bildung ein weiterer wichtiger Bereich ihres Konzepts.

Unter anderem gehören sie zum Dozententeam der Universität Kassel am Standort Witzenhausen und bieten dort mehrere Module zum Thema regenerative Landwirtschaft an. Zudem bilden sie selbst Planerinnen und Planer aus und sind deutschlandweit als Referenten gefragt.

Zur Bekanntheit der nachhaltigen Landwirtschaftssysteme dürfte auch das beachtliche Netzwerk aus Partnerunternehmen beitragen, das Christoph Meixner, Nicolas Haack und Janos Wack in den vergangenen Jahren aufgebaut haben.

Im Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft sind sie ebenso aktiv wie im Netzwerk Farm Food Climate, dessen Mitglieder sich für eine zukunftsfähige Ernährung und Landwirtschaft einsetzen.

Dieser Beitrag erschien im Universitäts-Magazin publik. Text: Pamela De Filippo