14.08.2019 | Campus-Meldung

GreenGrass will Rinder zurück auf die Weide bringen

Die Landschaft hat sich geändert: Friedlich grasende Rinder sind kaum noch zu sehen. Milch und Rindfleisch werden weit überwiegend in Stallanlagen erzeugt. Das interdisziplinäre Verbundprojekt „GreenGrass“, an dem die Uni Kassel mit dem Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing beteiligt ist, will das ändern und die Rinder aus dem Stall heraus und zurück auf die Weide bringen.

Bild: ullihaessler/flickr

Im Rahmen des Projektes soll erkundet werden, wie mit Hilfe neuartiger Technologien Rinder ohne arbeitsintensive Weide- und Zaunsysteme in der Landschaft gehalten und dabei Naturschutzvorgaben beachtet werden können. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, die Artenvielfalt auf Grünlandflächen zu erhalten und die Landschaft attraktiver zu gestalten.

Auf Wiesen und Weiden, die in kurzen Abständen stark gedüngt und geschnitten werden, nimmt die Artenvielfalt deutlich ab. „Daraus erwachsen Probleme für die Vielfalt der Organismen, die im und auf dem Boden leben, und für funktionierende Ökosysteme. Nicht nur die Natur, auch die Menschen profitieren direkt und indirekt von stabilen Ökosystemen, einer intakten Natur und einer vielfältigen Landschaft“, sagt Prof. Dr. Ulrich Hamm, Fachgebietsleiter Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Uni Kassel. Auch für das Tierwohl sei es wichtig, Rinder wieder auf die Weide zu bringen. Genau das ist das Ziel des Projektes.

Doch auch Nachteile sind mit einer wieder zunehmenden Weidenutzung verbunden. Für Landwirte beinhaltet die Weidehaltung von Rindern Mehrarbeit und Kosten für das Einzäunen. Zum anderen benötigt eine Beweidung mehr Flächen, die nicht immer verfügbar sind. Schließlich kann auch der Naturschutz betroffen sein, wenn auf den Grünlandflächen selten gewordene Wiesenbrüter (Vögel, die ihren Nachwuchs auf dem Boden aufziehen) oder vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten (zum Beispiel Orchideen) angetroffen werden. Zur Erfüllung von Naturschutzvorgaben müssen dann die Flächen für mehrere Wochen für eine Beweidung gesperrt werden.

Der Projektteil in der Verantwortung der Universität Kassel soll eine Verbindung zwischen Verbrauchern, Landwirten und Lebensmittelhandel herstellen. Durch die Kommunikation der Vorteile, die eine Beweidung für Tiere, Menschen und die Umwelt bringt, soll eine Wertschätzung für Produkte von Tieren aus der Weidehaltung aufgebaut werden. Dafür beschäftigt sich das zuständige Team mit der Entwicklung und Erprobung von Kommunikationsmaterialien und eines Kennzeichnungssystems für so erzeugte Lebensmittel. Im Rahmen des Projektes wird auch die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für GreenGrass-Produkte mit Preistests im Lebensmittelhandel ermittelt.

Durch den Strategieprozess „Agrarsysteme der Zukunft“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung innovative Entwicklungsansätze zur nachhaltigen und effizienten Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Insgesamt werden acht Forschungsprojekte gefördert, die in einem zweistufigen Bewerbungsverfahren aus 140 Forschungsanträgen ausgewählt wurden.

GreenGrass ist zunächst auf eine Zeitdauer von fünf Jahren ausgerichtet, kann aber bei einer positiven Evaluation auf bis zu 15 Jahre erweitert werden. Die Projektkoordination liegt bei der Universität Göttingen, Abteilung Graslandwissenschaft (Prof. Dr. Johannes Isselstein). Verbundpartner im Projekt sind neben der Universität Kassel die Unternehmen Texas Trading und Horizont Group GmbH, die Universität Gießen (Tierökologie), die Universität Köln (Fernerkundung), die Humboldt-Universität zu Berlin (Fernerkundung und Agrarpolitik), die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (Umweltökonomie), die Universität Hohenheim (landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre), sowie das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V. Das Projekt wird in Kooperation mit Unternehmen aus Landwirtschaft, Ernährungsindustrie und Lebensmittelhandel sowie mit Verwaltungen und Verbänden des Natur- und Landschaftsschutzes durchgeführt.

Weitere Informationen: https://www.uni-kassel.de/fb11agrar/fachgebiete-einrichtungen/agrar-und-lebensmittelmarketing/forschung/greengrass.html

 

Kontakt:

Prof. Dr. Ulrich Hamm

Universität Kassel

Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing

Tel.: +49 5542 98-1285

E-Mail: hamm@uni-kassel.de