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18.07.2023 | Pressemitteilung

So gelingt Online-Unterricht

Was macht Online-Unterricht an Schulen effektiv? Eine groß angelegte Studie in Ecuador zeigt: Wichtig ist ein zentrales System zum Monitoring der Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Die Ergebnisse sind übertragbar auf Europa und geben Hinweise darauf, wie Fernunterricht organisiert werden sollte.

Bild: Adobe Stock

Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Internationalen Zentrums für Hochschulforschung (INCHER) der Universität Kassel hatte in Ecuador eine großangelegte Studie mit Online-Lernmaterialien aufgelegt, als im Frühjahr 2020 die Pandemie ausbrach. Die Gruppe nutzte die Situation und weitete das Programm auf mehr als 45.000 Schülerinnen und Schüler in über 1000 Schulen in ganz Ecuador aus. Dabei wurde getestet, auf welcher Ebene man ansetzen sollte, um den Lernerfolg zu verbessern: durch Ansprache der Schülerinnen und Schüler, durch Ansprache der Lehrkräfte oder durch die Etablierung eines Lernmanagementsystems.

 

Die Ergebnisse zeigten:

 

- Erinnerungen für die Schülerinnen und Schüler verbesserten den Lernerfolg nur sehr begrenzt. Auch Anreize wie ein Gewinnspiel verlängerten zwar die Lernzeit auf der Online-Lernplattform, verbesserten aber nicht die Leistungen.

 

- Erinnerungen für die Lehrkräfte, dass ihre und die Leistung ihrer Klassen überwacht wurden, brachten keinen Erfolg, ebenso wenig Videos, die die Lehrkräfte mit positiven Beispielen ermuntern sollten.

 

- Erfolgreich war hingegen ein Monitoring-System, dass Echtzeitdaten über die Leistungen der Schülerinnen und Schüler bereitstellte – und zwar nicht nur den Schulen, sondern auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des zuständigen Ministeriums. Das System umfasste beispielsweise die Lernzeit, die absolvierten Lektionen und die Leistung bei den Online-Übungen.

                                                                                                                     

„Ein Online-Lernmanagementsystem erhöhte den Erfolg drastisch“, fasst Dr. Igor Asanov zusammen, einer der Autoren der Studie, die jetzt in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erschienen ist. Das Ausmaß der Verbesserung sei vergleichbar mit dem, was ein Schüler in 71 Prozent eines normalen Schuljahres in Klasse 12 lernen könne. Sein Mitautor Prof. Dr. Guido Bünstorf ergänzt: „Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass wir auch bei der Verbesserung von Online-Unterricht in Deutschland auf der Systemebene ansetzen sollten: Es braucht valide und vergleichbare Daten der Beteiligung der Schülerinnen und Schüler. Auf dieser Basis können Schulen und Ministerien geeignete Lernrhythmen planen und erproben.“

 

Link zur Studie: https://www.pnas.org/doi/epdf/10.1073/pnas.2216686120