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21.12.2022 | Pressemitteilung

Rebound-Effekte im Personenverkehr: Neues Forschungsprojekt gestartet

Oft werden durch Effizienzsteigerungen die Kosten für Produkte oder Dienstleistungen gesenkt. Dies kann jedoch dazu führen, dass Nutzerinnen und Nutzer plötzlich mehr verbrauchen, womit die intendierten Einsparungen teilweise wieder aufgehoben werden. Ein neues Forschungsprojekt an der Universität Kassel untersucht diesen so genannten Rebound-Effekt nun in Bezug auf den Personenverkehr.

Das Foto zeigt ein E-Auto an einer Ladestation
E-Auto an einer Ladestation.

Das Forschungsprojekt „Identifizierung und Quantifizierung möglicher Rebound-Effekte im Personenverkehr“ startete im Herbst 2022 und wird vom Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer umgesetzt. Es hat eine Laufzeit von 38 Monaten. Das Umweltbundesamt (UBA) fördert das Vorhaben mit 440.000 €. „Wir wollen vertiefte Erkenntnisse über das Auftreten und das Ausmaß von Rebound-Effekten im Verkehrsbereich mit Fokus auf Personenmobilität gewinnen“, beschreibt Sommer die Zielsetzung des Projekts.

Ein Rebound-Effekt liegt z. B. dann vor, wenn der Kauf eines neuen E-Pkw eine höhere Fahrleistung, also eine stärkere Nutzung, mit sich bringt, etwa, weil geringere Kosten je Kilometer als bei einem fossil angetriebenen Fahrzeug anfallen. Indem der E-Pkw als umwelt- und klimafreundlich wahrgenommen wird, könnten beispielsweise Wege mit dem viel umweltfreundlicheren Rad wegfallen. Rebound-Effekte reduzieren also die beabsichtigte Wirkung und können im Extremfall sogar zum Mehrverbrauch führen. Rebound-Effekte stellen somit eine große Gefahr für den Erfolg des Pariser Abkommens von 2015 dar, demzufolge der weltweite Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius, auf jeden Fall aber auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschränkt werden soll.

Um das Pariser Abkommen erfüllen zu können, müssen somit auch die Treibhausgasemissionen im Sektor Verkehr erheblich reduziert werden, denn der Verkehrssektor ist in Deutschland mit 20 Prozent einer der größten Verursacher von Treibhausgasen. Von daher zielen viele technische, organisatorische, infrastrukturelle und politische Maßnahmen auf eine Steigerung der Effizienz ab. Das bedeutet einen verminderten Einsatz von Ressourcen pro Nutzeneinheit bzw. einen größeren Nutzen pro eingesetzter Ressourceneinheit.

„Um insbesondere die Veränderungen im Mobilitätsverhalten und die damit verbundenen Rebound-Effekte durch die Anschaffung eines E-Pkw oder fossil angetriebenen Pkw mit sparsameren Antrieb zu ermitteln, führen wir eine für Deutschland repräsentative quantitative Erhebung durch“, so Sommer. Abschließend werden die gesammelten Erkenntnisse genutzt, um Handlungsempfehlungen und Strategien abzuleiten, wie Rebound-Effekte bei der Umsetzung und Implementierung effizienzbezogener Maßnahmen im Verkehr reduziert werden können. Die Ergebnisse des Projektes sollen für die Verkehrspolitik in Form eines Policy Briefs verständlich und gut zusammengefasst dargestellt werden, damit die Politik die Strategien und effizienzbezogenen Maßnahmen unter Einbeziehung der möglichen Rebound-Effekte in Zukunft besser beurteilen und umsetzen kann.

Weitere Informationen unter:

https://goto.uni-kassel.de/go/rebound-effekte


Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer
Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme
Tel.: 0561 804-3381
E-Mail: c.sommer[at]uni-kassel[dot]d