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24.04.2024

Konsequenzen des Hessischen Tarifabschlusses für Hochschulen

Die Konferenz Hessischer Universitäten (KHU) sieht die Autonomie der Universitäten in Fragen der Steuerung ihrer eigenen Personalstruktur durch die Tarifbeschlüsse berührt. Das betrifft insbesondere die Einrichtung von Dauerstellen im sog. Mittelbau unterhalb der Professuren.

Der am 15. März 2024 geschlossene Tarifabschluss im öffentlichen Dienst in Hessen benennt – neben anderen Vereinbarungen – erstmalig eine Zielzahl für die Einrichtung zusätzlicher Dauerstellen im sog. Mittelbau – das heißt bei Wissenschaftler:innen unterhalb der Professuren. Der damit verbundene Aufwuchs könnte eine gute Nachricht sein, da eine stärkere Personalstruktur die Wettbewerbsfähigkeit hessischer Hochschulen in Bundesvergleich verbessern würde. Die KHU sieht jedoch zwei Probleme:

Erstens sollten aus Sicht der KHU Themen der Hochschulgovernance nicht auf dem Wege von Tarifverhandlungen geregelt werden.

Nachdem bisherige Programme für bessere Karriereperspektiven für den Mittelbau eher auf den Ausbau von Professuren zielte, setzt das Tarifabkommen nun auf Dauerstellen. Solche Richtungsentscheidungen zur Personalstruktur müssen jedoch von Hochschulleitungen und Selbstverwaltungsgremien der Hochschulen getroffen werden. Sie sind bei Verhandlungen zwischen Tarifpartnern üblicherweise zu Recht nicht Verhandlungsgegenstand.

Und: Die Finanzierung der zusätzlich einzurichtenden Stellen ist keinesfalls gesichert. Falls die zusätzlichen Stellen nicht auch zusätzlich finanziert werden, geht dies zu Lasten von Professuren oder es müssen Stellen verwendet werden, die ansonsten zur Promotion dienen. Dann jedoch sind a) der Qualifizierungsauftrag von Universitäten gefährdet und b) die Gewinnung neuer Professor:innen erschwert, die eine angemessene Ausstattung mit frei zu besetzenden Mitarbeiter:innenstellen erwarten.

Abschließend weist die KHU darauf hin, dass Universitäten immer noch und trotz aller Problemlagen Arbeitsplätze mit einem Höchstmaß an inhaltlicher Autonomie und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten bieten. In den vergangenen Jahren sind wirksame Maßnahmen eingeleitet worden, um Wissenschaftler:innen bei einem gleichbleibend hohen Qualifizierungsniveau verlässliche Beschäftigungsverhältnisse schon zu einem früheren Zeitpunkt der biografischen Entwicklung zu ermöglichen. Hier ist insbesondere die Einführung von Tenure-Track-Professuren – Professuren, die nach einer begrenzten Befristungsphase zu einer Verbeamtung führen - zu nennen.