30.09.2021 | Campus-Meldung

Energiesparmaßnahmen finanzieren sich selbst

Das Konzept „Intracting“ bedeutet die Finanzierung von Energiesparmaßnahmen aus sich selbst heraus. Durch eine einmalig bereitgestellte Anschubfinanzierung wird ein sich selbst finanzierender, kontinuierlicher Prozess in Gang gesetzt. An der Universität Kassel könnten so die CO2-Emissionen der Gebäude um fast ein Drittel gesenkt werden, wie ein aktuelles Forschungsprojekt zeigt.

Bild: Nina Skripietz Fotografie
Das Intracting-Team an der Universität Kassel (v.l.n.r.): Dirk Schnurr (Energieeffizienzmanager, Abteilung Bau, Technik und Liegenschaften), Marius Ehlert (Wiss.-MA. FG Technische Gebäudeausrüstung), Prof. Dr-Ing. Jens Knissel (Leiter Fachgebiet Technische Gebäudeausrüstung).

In diesem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsprojekt wurde unter Leitung des Fachgebiets Technische Gebäudeausrüstung am Fachbereich Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung der Uni Kassel untersucht, wie sich das in Kommunen bereits bewährte Intracting-Prinzip in Hochschulen realisieren lässt. Gleichzeitig wurde Intracting als Pilotprojekt an der Universität Kassel eingeführt, so dass erste Praxiserfahrungen gewonnen werden konnten. Am 20. September stellte das Forschungsteam um Prof. Dr.-Ing. Jens Knissel auf einer Online-Tagung die Ergebnisse vor.

Intracting ist ein mächtiges Instrument, wie das Forschungsprojekt zeigt: Die Anschubfinanzierung vervielfältigt ihr Volumen durch den Selbstverstärkungseffekt innerhalb von 15 Jahren um den Faktor 20 bis 40. Für die Hochschule ergibt sich dadurch ein Gewinn: Nach einer Anlaufzeit geht ein Teil der eingesparten Energiekosten an den Hochschulhaushalt zurück. Der andere Teil wird einer Intracting-Kostenstelle gutgeschrieben und in neue Energiesparmaßnehmen reinvestiert.

„Mit Intracting werden die vielen zum Teil sehr wirtschaftlichen Energieeinsparmaßnahmen an Hochschulen umgesetzt und der Klimaschutz vorangebracht“, sagt Prof. Knissel. „Bezogen auf die betrachteten Maßnahmen sinken der Energieverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen um 60 bis 70 Prozent.“ Für den gesamten Wärme- und Stromverbrauch der Gebäude würde an der Uni Kassel eine Reduktion um rund 30 Prozent erzielt. Intracting ist somit ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zur CO2-Neutralität.

Beteiligt am Forschungsprojekt waren außer dem federführenden Fachgebiet Technische Gebäudeausrüstung die Fachgebiete Bauphysik, Solar- und Anlagentechnik, Mikroökonomik und empirische Energieökonomik sowie die Abteilung Bau, Technik und Liegenschaften der Uni Kassel. Außeruniversitär arbeiteten die HIS HE – Institut für Hochschulentwicklung (Hannover), die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (Karlsruhe) sowie das IWU Institut Wohnen und Umwelt (Darmstadt) mit.

Die cdw-Stiftung gGmbH der SMA-Gründer Günther Cramer, Peter Drews und Reiner Wettlaufer hat sich mit der Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden der Uni Kassel in die Aktivitäten eingebracht. Denn auch erneuerbare Energien können in Intracting integriert und ihr Ausbau unterstützt werden. Entsprechend dem Intracting-Gedanken werden die durch den eigengenutzten PV-Strom vermiedenen Kosten wieder in neue PV-Anlagen oder Energieeffizienzmaßnahmen reinvestiert.

In einem Handlungsleitfaden haben Prof. Dr.-Ing. Jens Knissel und Marius Ehlert M. Sc. nun die wesentlichen Schritte und Erfolgsfaktoren für die Einführung von Intracting an einer Hochschule zusammengefasst. Interessierte finden darin konkrete Hinweise zur nötigen finanziellen und personellen Ausstattung, Rahmenbedingungen und Rückzahlungsregelungen. 

 

Zum PDF Handlungsleitfaden Intracting an Hochschulen

Publikation:
Jens Knissel, Marius Ehlert: Handlungsleitfaden Intracting an Hochschulen – kontinuierliche Steigerung der Energieeffizienz, DOI: 10.17170/kobra-202109274813

 

Kontakt:

Marius Ehlert  | M.Sc.
Telefon: +49 561 804 7457
E-Mail: ehlert[at]uni-kassel.de
www.tga.uni-kassel.de

 

Pressekontakt:

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