03.02.2023 | Pressemitteilung

Präsidium fordert OB-Kandidat/innen auf, die Universität Kassel weiter zu stärken

Das Präsidium der Universität Kassel und die Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ute Clement fordern die Kandidaten und Kandidatinnen für das Oberbürgermeister-Amt in einem offenen Brief auf, die Universität weiter zu stärken. Die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Qualität Kassels als Oberzentrum mit Großstadt-Flair sei ohne die Universität nicht denkbar, schreiben sie: „In den nächsten Jahren kommt es darauf an, Kassel strategisch als Wissenschaftsstandort auszubauen.“ (Hinweis 28. 2.: Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten finden Sie unten.)

Das zukünftige Stadtoberhaupt sollte sich daher gemeinsam mit der Universität dafür stark machen, dass bereits erarbeitete Konzepte zu einer zukunftssicheren und nachhaltigen Regionalentwicklung nun gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft umgesetzt werden. Zweitens soll die Ansiedlung neuer ambitionierter Forschungsinstitute unterstützt werden – sowohl das documenta Institut als auch in anderen Wissenschaftsbereichen. Zur weiteren Steigerung der Attraktivität des Studienstandorts Kassel strebt die Hochschulleitung – drittens – eine Wohnraum-Garantie für Studierende an. Und zur Förderung erfolgreicher Bildungsbiografien in Kassel, soll – viertens – ein Bildungscampus in der Nordstadt mit Kita, Schulen, Universität und Erwachsenenbildung entstehen. Schließlich wünscht sich die Universität eine noch engere räumliche Verbindung mit der City. Die Potenziale einer räumlichen Verschränkung von Nordstadt, City und Universität müssen aktiv genutzt werden. Auch bei guten ÖPNV-Verbindungen, einem sicheren Radwege- und Fußgängerwegenetz sieht das Präsidium Luft nach oben.

Das Schreiben schließt mit der Frage, was die OB-Kandidat/innen für Wissenschaft und Universität tun wollen, welche Akzente der Zusammenarbeit sie setzen werden und mit welchen Vorstellungen, Ideen und Visionen sie auf die Universität Kassel zukommen. „Sehr gerne stehen wir für diesen Austausch zur Verfügung“, enden die Unterzeichner/innen Prof. Dr. Ute Clement, Kanzler Dr. Oliver Fromm sowie die Vizepräsident/innen Prof. Dr. Sonja Buckel, Prof. Dr. René Matzdorf und Prof. Dr. Michael Wachendorf ihren Brief.

 

Das Schreiben im Wortlaut:

Die Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Universität hat in der Vergangenheit Innovation, soziale und gesellschaftliche Entwicklung und eine lebendige Kultur für Kassel entstehen lassen. Die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Qualität Kassels als Oberzentrum mit Großstadt-Flair ist ohne die Universität nicht denkbar. In den nächsten Jahren wird es nun darauf ankommen, Kassel strategisch noch stärker als Wissenschaftsstandort in den Blick zu nehmen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1971 ist die Universität in vielfältiger Weise und untrennbar mit der Entwicklung der Stadt Kassel verwoben.
- Die Stadt ermöglichte einen zentralen Campus, der die Universität in die unmittelbare Nähe zur Innenstadt rückte.
- Vielfältige Forschungs- und Lehrprojekte setzen sich in Natur, Technik, Kultur und Gesellschaft mit Herausforderungen in Stadt und Region auseinander.
- Gemeinsam gestalten Universität und Stadt die Transformation hin zu einer zukunftssicheren Gesellschaft. Über Forschung und Entwicklung trägt die Universität zur Innovationskraft der Wirtschaft in der Region bei und nimmt dabei insbesondere die nachhaltige Entwicklung in den Blick.
- Die Universität Kassel eröffnet Lebens- und Berufsperspektiven für tausende von jungen Menschen in verantwortungsvolle Positionen hinein und ermöglicht gerade in einer heterogen geprägten Stadt wie Kassel für viele den Bildungsaufstieg. Damit trägt die Universität zur Prosperität der Stadt in erheblichem Maße bei.
- Zum Beispiel die Kunsthochschule, aber auch Fachbereiche wie Architektur/ Landschaftsplanung, Verkehrsforschung oder die Ökologischen Agrarwissenschaften wirken strukturbildend in die Region hinein. Soziale Einrichtungen und Schulen arbeiten eng mit der Universität zusammen. Das Service Learning verbindet Studium und Ehrenamt. In gemeinsamen Einrichtungen unterstützen Stadt und Universität Gründungsaktivitäten, aber auch naturwissenschaftliche Bildung, Sport und kulturelles Leben in der Stadt. Durch öffentliche Vorlesungen, das Gasthörendenprogramm, die vielfältigen Kooperationen unserer Wissenschaftler:innen mit den Institutionen der Stadt und ihren zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie die Internationalität ihrer Mitglieder trägt die Universität zu einer kulturell attraktiven, lebendigen und liberalen Stadtgesellschaft bei.
- Nicht zuletzt ist die Universität eine der größten Arbeitgeberinnen im Stadtgebiet.

Als Hochschulleitung haben wir das Ziel, diese Kooperation zum Wohle der Stadt noch weiter auszubauen. Strategisch haben wir selbst zu folgenden Themen konkrete Vorstellungen zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Kassel:

Zukunftssichere Regionalentwicklung in die Umsetzung bringen
In verschiedenen Kooperationen und Projekten sind in den vergangenen Jahren zwischen Stadtgesellschaft und Wissenschaft Konzepte zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Stadt und der Region entstanden. In der kommenden Amtsperiode gilt es nun, diese gemeinsam zu erproben und mittelfristig tragfähige Kooperationen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft für deren konkrete Umsetzung zu entwickeln. Der Science Park kann hier als ein Beispiel für gelungene Kooperation gelten, die sich – in Form von Reallaboren - auch auf andere Felder der Forschung & Entwicklung ausweiten lässt. Der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit der Universität und das Kassel Institute for Sustainability bieten dafür vielfältige Ansatzpunkte.

Forschungslandschaft Kassel erweitern
Die gute Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut IEE verweist auf die Potenziale eines künftigen Wissenschaftsstandortes Kassel. Das documenta-Institut soll nun möglichst rasch als unabhängiges Forschungsinstitut für Ausstellungsstudien etabliert und in einen produktiven Arbeitszusammenhang mit documenta Archiv und documenta gGmbH eingebunden werden. Unser Ziel ist, dass perspektivisch weitere Einrichtungen, zum Beispiel zu Ökologischer Agrarwissenschaft und zu resilienten Energiesystemen, hinzukommen.

Wohnraum-Garantie für Studierende ausloten
In Kassel lässt es sich gut leben. Eine Wohnraum-Garantie für Studierende könnte dies künftig auch öffentlich deutlich machen und einen echten Vorteil für den Universitätsstandort Kassel bieten. Gemeinsam mit Studierendenwerk, Stadt, Landkreisen und privaten Anbieter:innen sollten wir nach Formen suchen, eine solche Garantie schrittweise zu etablieren und so junge Akademiker:innen nach Kassel zu holen.

Bildungslandschaft Nord aufbauen
In Zusammenarbeit zwischen der Universität, dem Schlachthof und der Schule Hegelsberg sowie mit der Elisabeth-Knipping-Schule und der VHS kann im Norden des Hauptcampus eine Bildungslandschaft entstehen, die individuelle Bildungswege für eine sehr heterogene Bevölkerung anbahnt. Von der Kindertagesstätte über allgemeinbildende und berufliche Schulen bis hin zu Universität und Erwachsenenbildung würden so Angebote für erfolgreiche Bildungsbiografien für ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen miteinander verknüpft werden.

Universität räumlich stärker mit der Stadt verschränken
Die Universität und die Innenstadt sollen sich künftig auch räumlich noch stärker verschränken. Die Einrichtung des Kassel Institute for Sustainability wird die universitären Aktivitäten in Richtung Innenstadt erweitern. Die geplanten Gebäude für die Naturwissenschaften entwickeln den Nordcampus. Darüber hinaus soll ein akademisches Forum als Außenstelle der Universität in der Innenstadt Ort der Begegnung mit Wissenschaft werden. Es gilt, die Potenziale dieser räumlichen Verschränkung von Nordstadt, City und Universität aktiv zu nutzen. Eine gute Erreichbarkeit des Campus mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Rad und zu Fuß - auch aus dem Umland der Stadt - ist von vitaler Bedeutung für das Leben auf dem Campus nach der Pandemie.

Als Universität interessiert uns, was Sie als OB-Kandidat:innen für Wissenschaft und Universität tun wollen, welche Akzente der Zusammenarbeit Sie setzen werden und mit welchen Vorstellungen, Ideen und Visionen Sie auf uns zukommen. Sehr gerne stehen wir für diesen Austausch zur Verfügung.

gez. Das Präsidium der Universität Kassel

 

Die Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge)

Stand: 28. Februar 2023

 

Violetta Bock (Die Linke)

Ich bin dabei!

Wir stehen als Gesellschaft vor großen Umbrüchen und befinden uns in einer Zeit sich überlappender Krisen. Alte Wege des Neoliberalismus haben die Gewährleistung unserer Daseinsvorsorge an die Grenzen geführt, die Klimakatstrophe erfordert neue Ansätze in der Energieversorgung, der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Globale Krisen schlagen sich konkret in der Kommune nieder. Für zeitgemäße Antworten brauchen wir Wissen, Lehren aus der Vergangenheit, neue Ansätze, fundierte Ideenschmieden und ausgebildete Fachkräfte. Die Universität als Ort der Forschung und Lehre ist daher ein großer Schatz für Kassel und die ganze Region und jährlich Anziehungspunkt für Studierende, die ihr Studium in Kassel beginnen. Die Universität und ihre Dependance in Witzenhausen sind nahbare Lern- und Wissenschaftsräume. Bisher spielt das weder beim Stadtmarketing Kassel, noch beim Regionalmanagement Nordhessen eine Rolle und das würde ich ändern. Ich schätze es sehr, dass unsere Uni kein Elfenbeinturm ist. Mit ihren neuen Instituten kann hier ein Impulszentrum für klimagerechtere Zukünfte entstehen – das möchte ich in der Stadtpolitik und im Rathaus widerspiegeln und verstärken.

Das Präsidium fordert: Zukunftssichere Regionalentwicklung in die Umsetzung bringen

Meine Haltung: Aus meiner Sicht sind solche Kooperationen sehr bedeutsam – auch weil darin Chancen liegen, eingefahrene Verhaltensmuster und Interessenkonflikte neu zu lösen. Die Uni hat beispielsweise zur Verkehrswende sehr viel Kompetenz und zu ökologischer Landwirtschaft. Auch das sind Felder, auf denen ich mir mehr Zusammenarbeit gut vorstellen kann. Genauso wie ich die Stadt zur Vorreiterin im sozial-ökologischen Umbau entwickeln möchte, erhoffe ich dies auch von der Universität als öffentliche Institution, etwa bei der Verwaltung der eigenen Liegenschaften.

Das Präsidium fordert: Forschungslandschaft Kassel erweitern

Meine Haltung: Ich begrüße die Stärkung von Kassel als Wissenschaftsstandort. Zum konkret genannten Documenta Institut gilt es, die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure, von Institut über Kunsthochschule und Universität, documenta gGmbH, Archiv und Stadt, endlich auf ein neues Niveau zu heben. Es muss zügig nachgeholt werden, was die letzten Jahre zum Scheitern geführt hat. Einigung auf Konzept und Einbettung, Festlegen des Standorts mit echter Beteiligung, um die bereits begonnene Arbeit zur Entfaltung zu bringen. Die Unabhängigkeit sehe ich dabei als zentrale Voraussetzung für die Forschung. Wichtig ist mir ebenso die Vermittlung und Zugänglichkeit.

Das Präsidium fordert: Wohnraum-Garantie für Studierende ausloten

Meine Haltung: Es wäre großartig, wenn wir eine Wohnraumgarantie für Studierende hätten. Die vorausschauende Zusammenarbeit sollte zügig gestartet werden, um nicht jedes Jahr aufs Neue im Herbst überrascht zu sein, wie viele eine Wohnung suchen. Um eine Wohnraumgarantie über den Kreis der Studierenden hinaus zu verwirklichen, ist ein Richtungswechsel in der Kasseler Wohnungspolitik erforderlich. Damit sich der Wohnortwechsel für junge Akademiker:innen auch nach dem Abschluss lohnt, wären außerdem mehr unbefristete Stellen wünschenswert.

Das Präsidium fordert: Bildungslandschaft Nord aufbauen

Meine Haltung: Diese Perspektive gefällt mir sehr gut! Gerade in Nordholland als größtem Stadtteil könnte so eine größere Verzahnung von Universität und Umfeld gewährleistet werden, die Bildung für unterschiedliche Altersgruppen bietet. Da die GWG Pro sich bereits in der Planung der Schule Hegelsberg und der Elisabeth-Knipping-Schule befindet, könnten bereits in dieser Phase Kooperationen gefestigt werden. Interessen können so in Einklang gebracht werden, wenn es um den zu erhaltenden Bolzplatz am Schlachthof geht oder die sozial-ökologische Planung der Gebäude. Zudem könnten sich neue Fördermöglichkeiten auftun.

Das Präsidium fordert: Universität räumlich stärker mit der Stadt verschränken

Meine Haltung: Die sozial-ökologische Verkehrswende in unserer Stadt ist eines meiner wichtigsten Anliegen. Gerade dort, wo der Auto- und LKW-Verkehr alles andere behindert, müssen wir endlich eingreifen. Und der Holländische Platz ist ein gutes Beispiel dafür. Die Vorschläge und Entwürfe liegen vor. Was bisher fehlt, ist der Wille, endlich mehr Raum und Bewegungsfreiheit für Fußgänger*innen, Radfahrende und ÖPNV zu schaffen. Ich bin daher ebenso dafür, das Freiluftexperiment an der Unteren Königsstraße zu verstetigen. Gleichzeitig werde ich als OB Maßnahmen entwickeln, damit die Vergrößerung der Uni nicht zu einem Gentrifizierungsfaktor wird. Gerade in der Nordstadt sind die Mieten die letzten Jahre überdurchschnittlich gestiegen. Mit Milieuschutzsatzung und weiteren Maßnahmen kann hier gegengesteuert werden.

 

Dr. Isabel Carqueville (SPD)

Zukunftssichere Regionalentwicklung in die Umsetzung bringen

Der Science Park ist ein Erfolgskonzept, welches auf jeden Fall weitergeführt, wenn nicht sogar weiter ausgebaut werden sollte. Die Universität Kassel hat mit ihren Ausgründungen und Start Ups schon immer auch in die regionale Wirtschaft eingewirkt. Diese für alle Beteiligten sinnvolle Arbeit sollte weiter fortgesetzt und unterstützt werden. Gerade der Arbeitsbereich Nachhaltigkeit ist schon jetzt ein wichtiges Feld der Uni und von UniKasselTransfer, in dem sich durch das gerade beginnende Projekt, ein neues Denklabor zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, außerordentliche Anknüpfungspunkte für die Region entwickeln lassen.

Forschungslandschaft Kassel erweitern

Zum Documenta-Institut liegen die Beschlüsse und die Befragung zur Standortfrage schon lange in der Schublade. Diese gilt es nun aus eben jener herauszuholen und in die Umsetzung zu bringen. Über den Standort lässt sich freilich diskutieren, wichtig ist, dass dieses auf die lange Bank geschobene Projekt zeitnah umgesetzt wird.

Kassel sollte insbesondere zu Zukunftsthemen und -technologien ein Standort werden, der eine Vorreiterrolle einnimmt. Der Universität Kassel kommt hier eine besondere Verantwortung zu, um bspw. den Transfer in die Gesellschaft zu schaffen. Die übergreifende Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen im Wissenschaftsbereich sind für alle eine bereichernde Angelegenheit. Mit den Themen Nachhaltigkeit – sowohl im SDG-Zentrum als auch im neuen Innovationsprojekt bei UniKasselTransfer.

Wohnraum-Garantie für Studierende ausloten

Kassel kann nicht garantieren, was nicht da ist. Der Bau tausender Wohnungen in Kassel steht auf der Kippe wegen stark gestiegener Materialkosten und leider auch Stillstand im Rathaus in Sachen Wohnungsbau. Investoren warten, wie auch die HNA berichtete, scheinbar teilweise Jahre, um überhaupt eine konkrete Antwort zu erhalten. Zwei Sachen werden ich umsetzen: Erstens will ich dem Wohnungsbau im Rathaus wieder Priorität geben, das muss schneller gehen. Zweitens will ich den Anteil Kassels an der sozialen Wohnungsbauförderung verdoppeln, um potenziellen Investoren die Entscheidung zu vereinfachen. Zudem wird es auch darum gehen, die vorhandenen Bundes- und Landesmittel für junges Wohnen zeitnah abzurufen und so gezielt Wohnraum für Studierende und Auszubildende zu schaffen. 

Bildungslandschaft Nord aufbauen

Eine lohnenswerte Idee. Man sollte durchaus diskutieren, was sie für Gelingensbedingungen bei der Umsetzung benötigt. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier auch Vereine, die unterschiedlichste Gruppen unterstützen, ebenfalls einbezogen werden könnten. Als Sozialdemokratin ist mir die Schaffung von Chancen besonders wichtig. Und als Erziehungswissenschaftlerin weiß ich, dass für die Bildungsbiografie schon mit der frühkindlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen ein wichtiger Grundstein für Chancengleichheit gelegt werden kann.

Die Uni Kassel ist u.a. in der Lehrer:innenbildung sehr gut aufgestellt und auch in der Kindheitsforschung. Ich träume als Erziehungswissenschaftlerin davon, dass die Uni Kassel vielleicht irgendwann einmal eine Universitätsschule hat, in der Theorie und Praxis in der Lehramtsausbildung noch besser verzahnt und Dinge ausprobiert werden können. Aber auch für die Bildungsforschung wäre eine Universitätsschule ein interessantes Unterfangen. Der Neubau der Hegelsbergschule in direkter Nachbarschaft der Universität könnte für solche Überlegungen einen Anlass bieten.

Universität räumlich stärker mit der Stadt verschränken

Der Verkehrsversuch 2021 auf der unteren Königsstraße hatte sehr viele positive Rückmeldungen, die sich auch in den Auswertungen zeigen. Dieser Probephase sollte nun eine verstetigte Änderung der Verkehrsführung & damit Aufwertung der Straße folgen. Damit würden Innenstadt und Campus noch mehr zusammenrücken und es würde ein wichtiger Impuls zur Stadtentwicklung an dieser zentralen Verbindungsstelle in der Stadt davon ausgehen. Der Ausbau des ÖPNV ist schon allein aus Klimaschutzgründen notwendig. Er hilft aber auch insbesondere, bezahlbaren Wohnraum für Studierende anzubinden, damit dieser nicht unmittelbar am Campus angesiedelt sein muss.

Ein akademisches Forum als Außenstelle der Uni in der Innenstadt kann ich mir gut in Kassel vorstellen. Ein Wissenschaftsbüro, welches als Schnittstelle eine stärkere und deutlich sichtbare Vernetzung von Hochschule, Forschungseinrichtungen und Stadtgesellschaft fördert. Speziell entwickelte Angebote für Studierende und Wissenschaftler:innen, Kooperationen mit Medien und Kulturträgern sowie der regionalen Wirtschaft könnten so den Dialog zwischen Wissenschaft und Stadtgesellschaft in Kassel fördern.  Mit neuen Formaten der Wissenschaftskommunikation präsentiert sich Kassel damit zunehmend als junge, kreative Wissenschaftsstadt. Mit der schon existierenden Kooperation der Stadt mit dem Kaufhaus Galeria gäbe es jetzt schon einen Ort, wo man niedrigschwellig ein Angebot vorhalten könnte, um den Bedarf festzustellen.

 

Christian Geselle (unabhängig)

Zukunftssichere Regionalentwicklung in die Umsetzung bringen

Wie Sie in Ihrem offenen Brief richtig feststellen, sind die äußerst positive Entwicklung der Universität und der Stadt Kassel aufs engste verbunden. Wie Sie aus unserer guten Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren wissen, habe ich die Entwicklung der Universität in meinen Rollen als Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender, als Kämmerer und als Oberbürgermeister dort, wo die Stadt einen Beitrag leisten konnte, in den vergangenen 16 Jahren stets unterstützt. Ich bin wie Sie davon überzeugt, dass die Stadt Kassel ohne die Universität heute nicht so gut aufgestellt wäre, wie sie es ist. So wie die Universität sich auch auf die Stadt verlassen konnte. Diese Kooperation möchte ich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Für weitere Ansätze zur Erprobung und Ausweitung tragfähiger Kooperationen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bin ich jederzeit gesprächsbereit und freue mich darauf, hierzu den Dialog mit Ihnen fortzusetzen.

Forschungslandschaft Kassel erweitern

Ich begrüße Ihren Willen, weitere universitäre Einrichtungen schaffen zu wollen und dass Sie neben der Entwicklung in Richtung Norden auch eine räumlich stärkere Verschränkung in Richtung Innenstadt anstreben. Der Wissenschaftsstandort Kassel lebt durch ihre ständig neuen Impulse zur praxisnahen und zukunftsorientierten Weiterentwicklung der Universität. Auch hierzu setze ich gerne den Dialog mit Ihnen fort.
Wie Sie wissen, haben wir ein gemeinsames Konzept zum documenta-Institut. Dazu stehe ich auch weiterhin. Ihrer Feststellung, dass die gute Erreichbarkeit des Campus von vitaler Bedeutung für die Universität ist, kann ich zustimmen. Allerdings halte ich die Anbindung an die verschiedenen Verkehrsmittel bereits heute für ausgesprochen gut. Mit dem weiteren Ausbau des Radwegenetzes in der Stadt und ins Kasseler Umland, für das über 60 Millionen Euro zur Verfügung stehen, kommen wir hier in den nächsten Jahren noch weiter voran.

Wohnraum-Garantie für Studierende ausloten

Einer Wohnraumgarantie für Studierende stehe ich aus verschiedenen Gründen skeptisch gegenüber. Aber wir sind uns sicher einig, dass Wohnraum für alle - und nicht nur für einzelne Zielgruppen - ein Thema von großer Relevanz ist. Um hier voranzukommen, müssen wir beim Bauen (noch) mehr Tempo machen. Das kann in der Folge wesentlich dazu beitragen, auch den Wohnungsmarkt für Studierende zu entspannen.
Wir müssen es schaffen, Flächen, die für eine Bebauung vorgesehen sind und solche, die das Potential für eine Entwicklung haben, ihrer Nutzung auch zuzuführen. Eine aktive Flächenentwicklung - innen und außen - im Dialog mit den Bürgern der Stadt ist dabei der entscheidende Faktor. Und hier sind wir gut aufgestellt, so sind aktuell Flächen in Nordshausen, Wolfsanger und Bettenhausen in der Entwicklung, ergänzt durch Vorhaben wie die Jägerkaserne, das ehemalige Versorgungsamt oder die geplante Innenentwicklung in der Brückenhof-Siedlung.
In der Verwaltung sind bereits zusätzliche Stellen im Amt für Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz eingerichtet worden und dies will ich im erforderlichen Umfang fortsetzen.

Bildungslandschaft Nord aufbauen, Universität räumlich stärker mit der Stadt verschränken

Mit der Entwicklung der Gesamtschule Nord+ auf dem ehemaligen Gewerbeareal „Louis Scheuch“ als Ersatz für die Hegelsbergschule sind wir bereits einen Schritt auf dem Weg zur Bildungslandschaft Nord, die Sie als Thema in Ihrem Schreiben benennen. Die von Ihnen skizzierte Fortschreibung bei der Neustrukturierung des Stadtteils und der Bildungslandschaft könnte die bereits begonnen Entwicklung sinnvoll ergänzen und fortführen.

 

Stefan Käufler (Partei)

als Oberbürgermeister werde ich mich umgehend für die Garantie von adäquatem, WG gerechtem Wohnraum für Studierende, sowie der Aufwertung des Kunstuni-Rundgangs einsetzen. Für die Studierenden der Universität Kassel wird es mit mir vor allem weitreichende Ausnahmen von der Nachtruhe geben, um die legendären Kassler Studi- und WG-Partys als allgemeines Kulturgut gesellschaftlich zu etablieren.
Darüber hinaus ist, wie immer, mit uns keine Politik zu machen.

 

Eva Kühne-Hörmann (CDU)

Zukunftssichere Regionalentwicklung in die Umsetzung bringen

Als Landtagsabgeordnete und ehemalige Staatsministerin habe ich von 1995 bis heute die Universität Kassel eng und intensiv begleitet und, besonders in meiner Zeit als Ministerin für Wissenschaft und Kunst, gefördert. Deshalb ist mir sehr bewusst, daß die Universität in jeglicher Hinsicht unsere Stadt prägt und voranbringt. Die zahlreichen neuen Studiengänge, Forschungsprojekte, Initiativen und Schwerpunkte sorgen dafür, dass wir immer mehr eine innovative, jüngere Stadt werden. Die Vernetzung von regionalen Partnern aus der Wirtschaft und dem Handwerk spielen eine größere Rolle und lassen zukunftsfähige Arbeitsplätze  entstehen.

Forschungslandschaft Kassel erweitern

Die Vernetzung der Stadt mit der Universität und dem Fraunhofer-Institut ist in den letzten Jahren von Seiten der Stadt nur schleppend vorangebracht worden, ohne dass die großen Linien im Bereich des Klimawandels, der erneuerbaren Energien, der Bildungslandschaft und vielen anderen Gebieten konkret auch in städtischen Projekten realisiert wurden. Mein Ziel ist es, die Universität und das Fraunhofer-Institut und das documenta-Institut mit konkreten Projekten in der Stadt zu verzahnen und einen intensiveren Austausch zu führen.

Wohnraum-Garantie für Studierende ausloten

Eine Wohnraum-Garantie für Studierende könnte ich mir gut vorstellen.

Bildungslandschaft Nord aufbauen

Die Bildungslandschaft Nord wird aufgebaut werden. Das ist im Koalitionsvertrag der Jamaika Koalition, den ich initiiert und verhandelt habe, beschlossen worden.

Universität räumlich stärker mit der Stadt verschränken

Der Campus muss mit der Innenstadt noch stärker verschränkt werden. Eine öffentliche Drogenszene können wir weder in der Innenstadt, noch neben Schulen oder der Universität dulden. Wir brauchen mehr gemeinsame Aktionen mit der Stadtpolizei und der Landespolizei und wir brauchen ein besseres Angebot aufsuchender Sozialarbeit.

 

Dr. Sven Schoeller (Grüne)

Zukunftssichere Regionalentwicklung
Ganz zurecht verweisen Sie auf die bestehenden regionalen Vernetzungsstrukturen zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, die in der Vergangenheit bereits wichtige Kooperationsprojekte, wie den Science Park, ermöglichten. Ich bin ausdrücklich offen für Ideen zum weiteren Ausbau dieser wichtigen Transfereinrichtung sowie eine verstärkte städtische Start-up-Förderung. Dies gilt besonders für die Bereiche Umwelt, Klima und Energie sowie Digitalisierung.

Forschungslandschaft erweitern

Ihr ambitioniertes Ziel, neue Forschungsinstitute im Umfeld beider Einrichtungen anzusiedeln, findet meine volle Unterstützung. Das Thema Resiliente Energiesysteme könnte dabei sicherlich auf bestehende Strukturen in Kassel zurückgreifen, während das Thema Ökologische Agrarwissenschaft vermutlich im Umfeld des Universitätsstandorts Witzenhausen zu verorten wäre. Ich bin sehr daran interessiert, hierzu Ihre Überlegungen kennenzulernen. (…) Ihr Wunsch, dass sich das documenta-Institut rasch als unabhängiges, außeruniversitäres Forschungsinstitut etabliert und so die Kasseler Forschungslandschaft sichtbar bereichert, findet ebenfalls meine volle Unterstützung.

Wohnraum-Garantie für Studierende

Die Frage, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen genauen Inhalten Garantieversprechen gegeben werden könnten, ist im Detail mit einer Fülle zu klärender Punkte verbunden. Zu Bedenken haben wir hierbei auch, dass Wohnraumbedarf nicht ausschließlich bei Studierenden besteht. Wir haben den Auftrag, für die gesamte Bevölkerung angemessenen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen zu gewährleisten. Auch hierzu bin ich sehr an Ihren Ideen und Ihrer Meinung interessiert.

Bildungslandschaft Nord aufbauen

Vielleicht lässt sich hier im Rahmen eines Ihrer zukünftigen Reallabore die Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen, wie von Ihnen gewünscht, von der Kindertagesstätte über allgemeinbildende und berufliche Schulen bis hin zu Universität und Erwachsenenbildung erproben. Ich unterstütze diesen Ansatz ausdrücklich und setze mich ggf. gerne für seine Verwirklichung ein. Die Idee einer Bildungslandschaft Nord kann entscheidend dazu beitragen, ein vormalig industriell geprägtes Quartier zu einem lebendigen und attraktiven Ort zu entwickeln.

Universität (räumlich) stärker mit der Stadt verschränken
Eine Überplanung des Innenstadtrings wird im Falle meiner Wahl eines meiner Kernprojekte im Bereich der Stadtentwicklung. Wir brauchen ein städtebauliches Konzept für die Kasseler Altstadt, mit dem sich die Barrierewirkung zum Beispiel der Kurt-Schumacher-Straße zwischen Entenanger und Pferdemarkt verringert. Dies würde auch dazu beitragen, den Uni-Campus besser an die Innenstadt anzubinden. Was die verkehrliche Anbindung der Universität für den Rad- und Fußverkehr betrifft, sprechen Sie mir aus der Seele. Ein übergeordnetes Ziel meiner Amtszeit wird die gerechtere Aufteilung der Verkehrsflächen in der Stadt sein.

 

 

Pressekontakt:

Beate Hentschel
Universität Kassel
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