05.06.2023 | Campus-Meldung

Kasseler Delegation in Israel: Internationale Kooperation zur KI

Das Erasmus+ Projekt CoGI+ (Cooperation Germany Israel) bringt bereits im zehnten Jahr Studierende der Universität Kassel, des Kibbutzim College und der Tel Aviv University, Tel Aviv (Israel), dieses Mal noch erweitert mit Studierenden der Miskolc-Universität in Ungarn in einem virtuellen Raum zusammen, um in internationalen Lerngruppen zu kooperieren. Im Zentrum des jetzigen Sommersemesters steht die gemeinsame Arbeit zum Thema „Artificial Intelligence“. Die Kooperation zwischen Prof. Dr. Claudia Finkbeiner und Prof. Dr. Miri Shonfeld entstand im Sommer 2013 auf der Konferenz der International Association for the Study of Education (IASCE) in Hull, England. Das gemeinsame Projekt erlangte 2019 den zweiten Platz im Rahmen des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre. Darüber hinaus wird die sehr aktive Kooperation über Erasmus plus gefördert.

Yvonne Hesse, Rebecca Harke, Prof. Dr. Claudia Finkbeiner und Regina Kesting an der Tel Aviv UniversityBild: Uni Kassel
Von links nach rechts: Yvonne Hesse, Rebecca Harke, Prof. Dr. Claudia Finkbeiner und Regina Kesting an der Tel Aviv University

Das Projekt schafft Brücken zwischen arabischen und jüdischen Studierenden aus Israel sowie heterogenen Studierendengruppen aus Deutschland und weiteren Ländern. Es stärkt die Fähigkeit zum kooperativen Problemlösen und kritischen Denken in Bezug auf den möglichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Lehr- und Lernszenarien. Das hoch innovative Projekt vereint den Erwerb von Zukunftskompetenzen, wobei insbesondere Digitalisierungskompetenz und Diversitätskompetenz im Zentrum des Kompetenzerwerbs und der Kompetenzentwicklung stehen.

Im Rahmen der interkulturellen Weiterbildung und zur Weiterarbeit am Projekt zum Thema „Artificial Intelligence“, für die der regelmäßige Austausch zentral ist sowie für die internationale Kooperation, sind Prof. Dr. Claudia Finkbeiner, Rebecca Harke, Regina Kesting und Yvonne Hesse der Einladung nach Israel im Mai 2023 gefolgt. Die Exkursion fand zu einer Zeit großer Unruhen in Israel statt, die sich bis heute in Kampf- und Streikbewegungen im Kontext neuer Gesetzgebungen und dem damit zur Frage stehenden Erhalt der Demokratie ausdrücken.

Zusammen mit den Kooperationspartnerinnen besuchte die Delegation der Fremdsprachenlehr- und -lernforschung und Interkulturellen Kommunikation der Universität Kassel höchst diversifizierte Schulen:

Die Ashdod Naval Officers Ort School befindet sich in Ashdod, einer Stadt mit dem größten Hafen Israels ungefähr eine Stunde von Tel Aviv entfernt. Die Schule ermöglicht den Schülern/innen die Bildung in allgemeinbildenden Fächern sowie den Spracherwerb der Hebräischen Sprache für Lernende, die ohne entsprechende Sprachkenntnisse nach Israel migriert oder geflohen sind. Ashdod ist die größte für marokkanische Migranten/innen. Darüber hinaus wird an der Schule der Erwerb der für die  Marinelaufbahn notwendigen Kenntnisse gefördert. Es handelt sich um eine staatliche Schule mit angegliedertem Internat, sodass der Schulbesuch nicht ausschließlich Jugendlichen aus Ashdod ermöglicht wird. Die Schule verfügt im Hafen über 40 Boote und legt einen großen Wert auf die Marineausbildung.   

Die ementary School of Ghajar befindet sich in dem von der UN durch die Blue Line in einen libanesischen und einen israelischen Teil geteilten Dorf Ghajar. Das Dorf ist relativ isoliert in seiner geopolitischen Lage zwischen Israel, Libanon und Syrien und die Kinder kommen nach Aussage der Schulleitung aus Familien, die sich syrisch wie auch israelisch sehen. Bedingt durch die Lage setzt das Dorf wie auch die Schule selbst einen hohen Schwerpunkt auf Friedenserziehung. Die pädagogische Arbeit für die Gemeinschaft aller an diesem besonderen Ort ist tief beeindruckend.

Der Rückweg erfolgte von der Elementary School of Ghajar durch die Golanhöhen vorbei am See Genezareth nach Bethlehem und endete dort mit dem Besuch der Geburtsstätte Jesu Christi und des Walled Off Hotels, welches unter der Mitwirkung des Künstlers Banksy auf Konfliktursachen und -herde aufmerksam macht.

Nur über unbefestigte Straßen kann man die Atrash Beduinengrundschule und den Atrash Beduinenkindergarten in Atrash mitten in der Wüste erreichen. Dort gab es einen Empfang nach alter Tradition der Beduinen durch die Schüler/innen. Die Kinder gehören verschiedenen Beduinenstämmen im Umkreis von ca. 10 km an. Der Atrashkindergarten wie auch die Schule sind minimalst ausgestattet und die Lehrer/innen leisten eine großartige pädagogische Arbeit. Da es an grundlegenden Lehr- und Lernmaterialien mangelt, entwickeln sie  kreative Ideen zur Erstellung von Lehrmaterial durch Recycling und investieren ihre eigenen finanziellen Mittel zur Verbesserung der Lehr- und Lernsituation.   

Sehr beeindruckt hat auch die Beduinenschule Al Sheikh Khamees in Rahat. Rahat ist eine Stadt, die sich erst in den letzten 20 Jahren entwickelt hat, indem die Beduinen dort sesshaft wurden.  An der Schule gab es ein Begrüßungskonzert unter der Leitung von drei jüdischen Musiklehrern/innen, die zusammen mit den Beduinenkindern Musik machten und ihnen das Spielen traditioneller Beduinenmusik an der Geige, an einem beduinischen Saiteninstrument und an Trommeln lehren. Neben der Schwerpunktsetzung auf Tradition, überzeugte die Schule durch ihren humanistischen Ansatz sowie einen hohen Grad an Digitalisierung. In allen Räumen wurde der Lernprozess mittels digitaler Medien unterstützt und bereichert.

Neben den Schulen besuchte die Delegation die Tel Aviv University und das Kibbutzim College, an welchen Prof. Dr. Anat Cohen und Prof. Dr. Miri Shonfeld Kooperationspartnerinnen von Prof. Dr. Claudia Finkbeiner im Rahmen des internationalen Online Projekt zur Künstlichen Intelligenz sind. Der Besuch der Universitäten ermöglichte einen Einblick in die dortigen Lehr- und Lernmethoden, welcher im Besuch des Empathy Centers und des Labors für innovative Lehr- und Lernmethoden am Kibbutzim College seine Höhepunkte fand. Des Weiteren erhielt die Delegation an der Tel Aviv University einen Einblick in Lehr- und Lernmethoden, welche hoch diversifizierte Studierendengruppen adressieren.

Weitere Höhepunkte der Reise nach Israel waren vor allem der Besuch des Museums Yad Vashem und die damit einhergehenden Gespräche mit einer Zeitzeugin. Eindrucksvoll waren danach der Besuch der Altstadt Jerusalems mit der Klagemauer und der Grabeskirche sowie der Besuch von Nazareth, bei welchem durch eine Führung von Prof. Dr. Manal Yakbaz  die dortigen Lebensperspektiven veranschaulicht wurden.

Durch den Besuch unterschiedlichster Schulen, Universitäten und kulturellen Stätten und vor allem den Begegnungen mit den Menschen vor Ort, trug der Austausch zum Perspektivenwechsel und einem hohen Erfahrungszuwachs hinsichtlich der großen Vielfalt des Landes Israel und seiner Bewohner/innen bei.  Bewegend war auch die Wiederbegegnung mit 25 Studierenden und deren Lehrenden, die im Sommersemester 2022 eine Woche lang Gast an der Universität Kassel waren. Tief beeindruckt ist die Delegation von der Freundlichkeit, der positiven Energie und dem Tempo der Umsetzung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz bei unseren Kooperationspartner:innen und somit mit vielen Anregungen im Reisegepäck zurückgekehrt .

Text: Prof. Dr. Claudia Finkbeiner, Yvonne Hesse, Rebecca Harke & Regina Kesting

 

Kontakt:

Prof. Dr. Claudia Finkbeiner
Foreign Language Learning and Teaching Research and Intercultural Communication
University of Kassel
www.uni-kassel.de/flul