Vortrag und Diskussion: "Wer die Saat hat, hat das Sagen"

Wo bildet eigentlich ein Radieschen seine Samen aus? Kaum jemand weiß das heute noch. Samenbau wird heute selbst in der gärtnerischen Ausbildung nicht mehr gelehrt, und in den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Öffentlichkeit kaum über Saatgut gesprochen. Letzteres hat sich im Jahr 2016 mit der Nachricht geändert, dass Bayer Monsanto aufkaufen möchte. Seitdem wird heiß diskutiert, was dieser Zusammenschluss bedeutet – schließlich ist Bayer nun der weltgrößte Konzern sowohl für Agrarchemie als auch für Saatgut.

In welchem Kontext stehen diese Entwicklungen? Wie sind wir überhaupt in eine solche Situation gekommen? Was bedeutet es, dass in den letzten 100 Jahren weltweit etwa 75% der Vielfalt unserer Kulturpflanzensorten verlorengegangen sind und dass Bäuer*innen zunehmen die Möglichkeit genommen wird, über ihr Saatgut selbst zu bestimmen?

In dem Vortrag wird ein grober Überblick über die Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre gegeben und diskutiert, wie wir das Sagen über unsere Saat wiedergewinnen können. Hierbei soll deutlich werden, warum es so wichtig ist, vielfältige samenfeste Sorten zu verwenden und ein wenig Saatgut selbst zu vermehren. Fragen zum praktischen Samengärtnern werden bei diesem Vortrag nicht im Fokus stehen, können aber bei Bedarf andiskutiert werden.

Die Referentin Anja Banzhaf, Autorin und selbstgelernte Samengärtnerin, hat mit ihrem 2016 erschienenen Buch „Saatgut – Wer die Saat hat, hat das Sagen“ für große Aufmerksamkeit gesorgt. Sie hat eine weltweit brisante Thematik mit ihren intensiven Recherchen in und über Europa hinaus in den Mittelpunkt gerückt. Dabei geht es auch um die sich ständig vergrößernde Marktkonzentration von Saatgutkonzernen und damit ganz praktisch um die entscheidende Frage, wie unsere Kulturpflanzenvielfalt in den Händen von Bäuer*innen und Gärtner*innen erhalten und weiterentwickelt werden kann.

Im Anschluss stellen sich zwei Initiativen vor, die sich intensiv mit dem Thema Saatgut auseinandersetzen:

Miri Löhr, Erwerbsgärtnerin der Solidarischen Landwirtschaft Freudenthal, berichtet von den Möglichkeiten, eigenes Saatgut auf dem Hof zu produzieren.
Lea Forster, Aktivistin bei OpenSourceSeeds, zeigt einen Weg, um Saatgut durch eine spezielle Lizenz wieder zu einem Gemeingut für alle zu machen.

Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion!

Verwandte Links