17.06.2020 | Porträts und Geschichten

Zwei Zentren zur internationalen Zusammenarbeit

Der DAAD fördert den Aufbau eines neuen Exceed-Zentrums in Kassel

Bild: Adobestock - Aida Koric

Als Prof. Dr. Aram Ziai die frohe Botschaft erreicht, befindet er sich nicht in Deutschland – der 47-jährige Professor für Politikwissenschaft forscht gerade für ein Semester im Iran. Die Freude über den erfolgreichen Antrag ist aber trotz der weiten Entfernung auch im Skype-Interview noch zu hören: „Dass wir mit dem GPN sogar ein zweites Exceed-Center an die Universität Kassel holen konnten, macht uns sehr froh“, sagt Prof. Ziai.

GPN - die Abkürzung steht für Global Partnership Network. Neben dem International Center for Development and Decent Work (ICDD) ist das GNP bereits das zweite Zentrum, das im Rahmen des Exceed-Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD an der Universität Kassel angesiedelt wird.

Am 1. April geht die Arbeit am GPN richtig los, berichtet Prof. Ziai. „Das GPN will einerseits konkrete Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und Weltwirtschaft in den Fokus nehmen – also globale Partnerschaften in den Bereichen Landwirtschaft, Finanzen und erneuerbare Energien“ schildert Prof. Ziai. „Gleichzeitig wollen wir aber in den kommenden fünf Jahren auch ganz stark basisorientierte Arbeit leisten, um benachteiligte Gruppen in verschiedenen Ländern in den Prozess der Wissensproduktion mit einzubeziehen.“

Dazu sollen unter anderem Workshops organisiert werden, um Menschen zu ermöglichen, auf Augenhöhe in die Diskussionen rund um die Entwicklungszusammenarbeit einzusteigen. Auch Graduiertenprogramme und Stipendien gehören zum Angebot des neuen Zentrums.

Von der Struktur her wird das GPN dem ICDD ähneln, schildert Prof. Ziai. „Das ICDD hat hier Maßstäbe gesetzt, gerade was die Zusammenarbeit mit den Partnern aus anderen Ländern angeht.“ So wird es auch im neuen GPN einen international besetzten Lenkungsausschuss geben, der alle wichtigen Entscheidungen trifft.

Zukunft des ICDD gesichert

Aber auch das ICDD wird seine Arbeit fortsetzen, wenn auch in einer etwas abgespeckten Form. „Wir haben für das ICDD ja die maximale Förderdauer im Rahmen des Exceed-Programms erreicht“, berichtet Prof. Dr. Christoph Scherrer. Von 2009 bis 2019 erhielt das ICDD dadurch eine umfangreiche Förderung, jetzt läuft noch bis Ende 2022 die sogenannte Transferphase.

Aber auch danach soll es für das ICDD weitergehen, wie Prof. Scherrer berichtet. „Wir haben bereits Kontakt mit mehreren Organisationen, die sich an der Finanzierung des ICDD-Netzwerks beteiligen wollen, insbesondere am Projekt ‚Global Labor University‘.“ Dazu zählen beispielsweise die Friedrich Ebert Stiftung und die Open Society Foundation, die von US-Milliardär George Soros ins Leben gerufen wurde.

 „Die Bedingungen für Forschende weltweit sind in den vergangenen Jahren nicht leichter geworden, daher sind gerade unsere Stipendienprogramme wichtige Bausteine, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Deutschland zu holen“, sagt Prof. Scherrer. Hier könnten sich die Wissenschaftler buchstäblich von den oft anstrengenden Bedingungen in ihren Heimatländern erholen und in Ruhe ihrer Forschung und Lehre nachgehen.

Virtuelle Konferenzen statt Flugreisen

Ein besonderes Augenmerk der beiden Zentren liegt auf den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen, also den Zielen für Nachhaltige Entwicklung. Während sich das ICDD vor allem der Erforschung angemessener Arbeitsbedingungen, also dem Ziel Nummer 8, verschrieben hat, will sich das neue GPN vor allem auf das Ziel Nummer 17 konzentrieren. „Partnerships for the Goals“, also Partnerschaften zur Erreichung der Ziele ist dieses Entwicklungsziel übertitelt.

Um im globalen Netzwerk die Umwelt nicht mit vielen Flugreisen zu belasten, sollen dafür innovative Wege entwickelt werden, um auch digital zusammenzuarbeiten – per Video-Konferenz, Online-Kursen und Open-Source-Software.

Prof. Ziai: „Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Exceed-Zentrum einen Beitrag dazu leisten können, koloniale Denkmuster und Praktiken zu überwinden und den Weg zu einer tatsächlichen globalen Partnerschaft einzuschlagen – ganz so, wie es in den Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen festgehalten ist.“

Text: Markus Zens