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02/20/2020 | Pressemitteilung

Zum Hotel eine Brücke bauen – Tourismus und Verkehrsplanung miteinander verbinden

Ob die Verlängerung einer Straßenbahnlinie oder der Bau eines neuen Einkaufszentrums – Verkehrsprognosen sind unabdingbar für die strategische Verkehrsplanung einer Stadt. Nun wollen Kasseler Verkehrswissenschaftler einen Aspekt in die Planung einbeziehen, der bisher nur unzureichend berücksichtigt wurde.

Image: Qimby/Dirk Schmidt.

Im Schnitt wird in der Stadt Kassel jeder siebte Weg im Jahr durch Besucher zurückgelegt. In typischen Touristenstädten (beispielsweise Heidelberg) ist dieser Anteil schätzungsweise noch höher. Gleichzeitig wird prognostiziert, dass der touristische Verkehr zukünftig sogar überproportional ansteigen wird. Seine Bedeutung hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes nimmt also ebenfalls zu. „Der touristische Verkehr wird bislang in der Verkehrsplanung und Mobilitätsforschung weitgehend vernachlässigt. Die etablierten Befragungen zum Mobilitätsverhalten legen den Fokus in der Regel auf die Alltagsmobilität“, sagt Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer, Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt wollen er und sein Team nun ein modellgestütztes Planungsinstrument entwickeln, das die Qualität von Verkehrsprognosen erhöhen soll.

Touristischer Verkehr setzt sich aus der An- und Abreise sowie den Wegen am Reiseziel von Tagesgästen und (Kurz-)Urlaubern zusammen. Im Forschungsprojekt wollen die Verkehrsplaner ein mehrstufiges Modell entwickeln, das zunächst die Anzahl der Touristen, ihr Anreiseverkehrsmittel und die Wahl des Übernachtungsortes abbildet. Anschließend erfolgt eine Modellierung des Mobilitätsverhaltens am Reiseziel. Dabei ist es notwendig, die Touristen in verhaltensähnliche Gruppen einzuteilen. Für zwei dieser Personengruppen soll der entwickelte Modellansatz exemplarisch für die Stadt Kassel angewandt werden.

Die Ergebnisse des Projekts sollen grundlegend dazu beitragen, den touristischen Verkehr im Rahmen der strategischen Verkehrsplanung stärker und gezielter beeinflussen zu können. Durch das Modell können verschiedene Maßnahmen simuliert und die Auswirkungen nach deren Umsetzung mit einer höheren Genauigkeit abgeschätzt werden. Das dreijährige Forschungsprojekt wird bis Juli 2022 laufen und von der DFG mit einer Summe von 284.000 Euro gefördert.

 

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer

Universität Kassel

Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme

Tel.: 0561 804-3381

E-Mail: c.sommer[at]uni-kassel[dot]de